
Anhaltende Milchabflussstörungen – Kühe ausmerzen oder therapieren?

Milchabflussstörungen vermindern die Milchleistung und können Eutererkrankungen begünstigen. Sie sind in der Regel hervorgerufen durch Verengungen (Stenosen) im Zitzenkanal oder der Fürstenbergschen Rosette. Behandlung der Stenosen durch Wollzitzenstifte oder Verweilröhrchen können den Zitzenkanal zwar (zeitweise) erweitern, erleichtern aber auch das Eindringen von Krankheitserregern, die wiederum Euterentzündungen bewirken. Auch bei konventionell durchgeführten Einschnitten besteht durch Verletzung der Schleimhaut erhöhte Gefahr von Infektionen. An der Gynäkologischen und Ambulatorischen Tierklinik der Universität München wurden Zitzenstenosen deshalb endoskopisch, also mit Sichtkontrolle, diagnostiziert und behandelt. Von 63 Kühen mit Milchabflussstörungen wurden 53 therapiert, bei den restlichen 10 erschien eine Therapie nicht erfolgversprechend. Die endoskopische Behandlung wurde erst dann durchgeführt, wenn die betroffene Zitze frei von Bakterien war und keine Hemmstoffe mehr nachgewiesen werden konnten. Endoskopische Untersuchungen an gesunden Zitzen hatten ergeben, dass Funktionsfähigkeit und Gesundheit des Euters nur vorübergehend durch den Eingriff beeinträchtigt waren.
Die postoperativen Auswirkungen waren unterschiedlich je nach Lage der Stenosen sowie der Vor- und Nachbehandlung der Tiere. Melkbarkeit und Zellzahlen wurden nach Abschluss der Behandlung und drei bzw. fünf Wochen später ermittelt. Das Maschinen-Melkverhalten bei der Entlassung wurde nach Zitzenkanalstenosen bei 40 % der Kühe und nach Stenosen der Fürstenbergschen Rosette bei 30 % als “normal leer” bezeichnet, höher war der Anteil von “langsam leer” mit 55 % bzw. 53 %. Die restlichen Kühe konnten nicht mit der Maschine gemolken werden. Nach fünf Wochen stieg der Anteil der “normal leer”-Melkbarkeit nach Zitzenkanalstenosen auf 55 %, aber der Anteil der nicht maschinenmelkbaren Tiere nach Stenosen der Fürstenbergschen Rosette stieg ebenfalls von 17 auf 27 %. Die Zellzahlen veränderten sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Behandlung. Nach fünf Wochen lagen diese am niedrigsten nach Stenosen der Fürstenbergschen Rosette, bei Tieren ohne Vorbehandlung und Tieren mit dreitägigem Trockenstellen als Nachbehandlung. 38 der 53 endoskopisch behandelten Tieren waren am Ende der Laktation noch im Bestand, 13 Kühe sollten wegen anhaltender Probleme abgeschafft werden, die darauf folgende Laktation erreichten nur noch 19 der 53 behandelten Kühe.