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Migration & Erfindung: Ostdeutsche Pioniere in Westdeutschland

Wie beeinflusst Migration Innovation?

Wie beeinflusst Migration Innovation? Image Credit: Berlin School of Economics

Zwischen 1945 und 1961 flohen etwa drei Millionen Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland – getrieben von politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Stagnation. Unter den Geflüchteten befanden sich viele Fachkräfte, darunter Erfinder*innen und Wissenschaftler*innen, deren Migration und Beiträge zur Innovation im Mittelpunkt dieser Studie stehen.

Die Untersuchung Migration und Innovation: Der Einfluss ostdeutscher Erfinder auf die technologische Entwicklung der Bundesrepublik“, durchgeführt von Max DeterAntonin BergeaudMaria Greve und Michael Wyrwich, analysiert, wie Migration Innovation prägt.

In der Studie werden über 700.000 Patente ausgewertet. Dabei setzen die Forschenden auf eine innovative Methode zur Erfassung von Migrationsbewegungen: die Nähe von Nachnamen. Anhand von Nachnamen als Indikatoren für kulturelle Wurzeln und familiäre Verbindungen konnten sie ostdeutsche Erfinder spezifischen Regionen in Westdeutschland zuordnen. Historische Quellen bestätigen, dass familiäre und soziale Netzwerke eine zentrale Rolle bei der Wahl des Zielorts spielten. Durch die ungleichmäßige Verteilung von Nachnamen über Regionen entstand ein präzises Instrument zur Untersuchung der Auswirkungen von Migration.

Die Ergebnisse zeigen, dass Regionen mit einer höheren Zuwanderung ostdeutscher Erfinder einen deutlichen und nachhaltigen Anstieg der Patentaktivität verzeichneten, insbesondere in zukunftsweisenden Bereichen wie Chemie, Physik und Elektrizität. Ein Anstieg der Erfinderzuwanderung um 1 % pro 100.000 Einwohner führte zu einer 9 % höheren Patentaktivität – und diese Wirkung hielt fast zwei Jahrzehnte an. Dies verdeutlicht das transformative Potenzial qualifizierter Migration für regionale Innovation und wirtschaftliches Wachstum.

Die Studie hebt hervor, wie kulturelle und soziale Netzwerke Migration und deren Auswirkungen beeinflussten. Familien- und Gemeinschaftsbindungen spielten eine entscheidende Rolle bei der Ansiedlung der Erfinder und ihrer Integration in neue Regionen, was die positiven Effekte der Migration weiter verstärkte.

Wichtige Impulse für die Politik


Die Erkenntnisse der Studie haben weitreichende Bedeutung für die Politikgestaltung. Hochqualifizierte Migration ist ein starker Motor für lokale Innovation und wirtschaftliche Entwicklung. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sollten Regionen gezielt Fachkräfte anziehen und langfristig binden.

Auch kulturelle und historische Verbindungen können genutzt werden, um Talente zu gewinnen und regionale Innovationskraft zu stärken. Die Förderung solcher Netzwerke kann wissensbasierte Wirtschaftsräume schaffen, die von nachhaltigen technologischen Fortschritten profitieren. Durch die Verknüpfung historischer Daten mit aktuellen Herausforderungen zeigt die Studie, wie wichtig inklusive und gut unterstützte Mobilitätswege für Fachkräfte sind. Effektiv gestaltete Migration kann ein Schlüssel für wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt sein und bietet wertvolle Lektionen für Regionen weltweit.

Vollständige Studie
Die komplette Arbeit finden Sie hier.

Über die Berlin School of Economics
Die Berlin School of Economics ist ein Zusammenschluss führender Hochschulen und Forschungsinstitute der Berliner Metropolregion, die sich der Spitzenforschung und Nachwuchsförderung in den Wirtschaftswissenschaften widmen. Zu den Institutionen zählen die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)Freie Universität BerlinHumboldt-Universität zu BerlinTechnische Universität BerlinUniversity of PotsdamEuropean School of Management and Technology BerlinHertie SchoolRockwool Foundation BerlinWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Über die Autor*innen
Antonin Bergeaud
Associate professor an der HEC Paris und Research Affiliate bei CEP-LSE, dem the Innovation Lab at Collège de France und CEPR.

Max Deter
Ökonom an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Politische Ökonomie, Regionalökonomie, Wirtschaftsgeschichte und Arbeitsökonomie.

Maria Greve
Assistant Professor an der Utrecht University School of Economics. Forschungsschwerpunkte: Transformationsprozesse in ehemaligen sozialistischen Staaten, Unternehmertum, Innovation und Wachstum, regionale Entwicklung und Politikanalyse.

Michael Wyrwich
Professor an der Fakultät für Wirtschaft und Betriebswirtschaftslehre der Universität Groningen. Forschungsschwerpunkte: Unternehmertum, Innovation und regionale Entwicklung.

Media Contact
Marie-Wally Konrad
Communications Officer
Berlin School of Economics
Tel. +49 (0)30 2093 99414
bsoe.communication@hu-berlin.de

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