

Die Postbank glaubt in diesem Jahr nicht an Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank. Die Volkswirte der Bonner Bank halten die Markterwartung von Leitzinserhöhungen um 50 Basispunkte bis zum Jahresende für übertrieben. Sie rechnen mit einer längeren Phase unveränderter Notenbankzinsen. Bis zur Jahresmitte ist sogar noch eine letzte Zinssenkung denkbar. Der Grund: Die Euro-Inflationsrate wird sich in den nächsten Monaten auf 1 1/4 Prozent halbieren und dann niedrig bleiben. Dadurch werden die kurzfristigen Realzinsen, das ist der Leitzins der Notenbank abzüglich der Inflationsrate, deutlich von aktuell 1/2 Prozent auf knapp zwei Prozent ansteigen.
Auch die Erfahrungen aus der Vergangenheit sprechen gegen Zinserhöhungen. In 50 Jahren Bundesbank wurden die Leitzinsen erst angehoben, wenn die Inflationsrate Richtung zwei Prozent anstieg und sich eine weitere Beschleunigung abzeichnete. Außerdem folgen Bundesbank und EZB der Politik der US-Notenbank seit 1995 immer mit sechsmonatiger Verzögerung. Und in den USA werden Zinserhöhungen erst im zweiten Halbjahr 2002 erwartet. Mit höheren Leitzinsen ist im Euroraum frühestens Anfang 2003 zu rechnen. Die Nominalverzinsung von Geldmarktanlagen bleibt also niedrig. Attraktiver erscheinen derzeit mehrjährige Festzinsanlagen.