PISA-Studie: Siegener Professoren warnen vor Schnellschüssen

„Die aufgedeckten Probleme sind sehr ernst zu nehmen, die Ursachen aber noch unklar“, warnen die Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann und Hans Werner Heymann von der Universität Siegen. Sie kritisieren vorschnelle Folgerungen.

Vor allem in der Bildungspolitik hole jeder seine alt bekannten Vorschläge aus der Schublade und versuche, sie mit den Ergebnissen aus PISA neu zu rechtfertigen.
In einem Beitrag für die Zeitschrift „Pädagogik“ (erscheint März 2002) weisen die beiden Pädagogen auch darauf hin, dass Deutschland vor 30 Jahren bei internationalen Leistungsvergleichen noch schlechter abgeschnitten habe. Dennoch habe sich die Wirtschaft in der globalen Konkurrenz gut behauptet – ähnlich wie die USA, aus denen auch immer wieder Horrormeldungen über den Zustand des Bildungswesens durch die Presse gehen. Und auch die heute vorgeschlagenen Rezepte seien schon vor 30 Jahren gepredigt worden. Bildungsreform sei offensichtlich ein schwieriges Geschäft.

Immerhin habe PISA wieder einmal deutlich gemacht, dass für den Vor- und Grundschulbereich mehr getan werden müsse. Was aber genau, darüber könne man auch nach PISA trefflich streiten. Es sei klug, erst einmal die Ergebnisse der internationalen Grundschulstudie IGLU abzuwarten, die erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Zwei Befunde die deutsche Situation betreffend lasse PISA indes zu:

  • Der Schule gelingt es nicht, Unterschiede in den außerschulischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler auszugleichen.
  • Bei gleichen kognitiven Voraussetzungen bzw. fachlichen Leistungen benachteiligt die Schule sogar Schülerinnen und Schüler aus den unteren sozialen Schichten.

Die Pädagogen wenden sich gegen eine ausschließlich pessimistische Lesart der PISA-Studie, denn die Studie mache deutlich, dass Schule in der Lage sein kann, schichtspezifische Benachteiligung zu verringern, Migrantenkinder zu integrieren und Leistungsunterschieden ohne Qualitätsverlust entgegenzuwirken.

Für diejenigen, die sich über PISA genauer informieren wollen, bietet das Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Siegen am 30. Januar 2001 um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung an (Adolf Reichwein Straße, Roter Hörsaal). Nach einer Einführung durch Prof. Brügelmann und Prof. Heymann sollen in einer Podiumsdiskussion Interpretationen der Studie und Folgerungen aus ihren Ergebnissen diskutiert werden.

Kontakt:
Prof. Dr. Hans Brügelmann
FB 2 der Universität Siegen
PF 10 12 40
57068 Siegen
Tel: 0271 / 740-4470
Fax: 0271 / 740-2509

Media Contact

Kordula Lindner-Jarchow idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer