Gehirne männlicher Mäuse verfügen über bessere Nervenisolierung

Studie erklärt warum mehr Frauen an Multipler Sklerose erkranken

Die Gehirne und das Rückenmark von männlichen Mäusen enthalten mehr Myelin, also mehr von jener schützenden Substanz, die die Nervenzellen umhüllt. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Wayne State University School of Medicine gekommen. Diese Forschungsergebnisse könnten erklären, warum einige neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose häufiger bei einem Geschlecht auftreten als beim anderen. Das Team um Robert Skoff wies diesen unerwarteten Unterschied nach, als es die Zusammensetzung der weißen Substanz in den Gehirnen von männlichen und weiblichen Mäusen verglich. Die weiße Substanz besteht aus Nervenzellen, die von dem isolierenden Myelin umgeben sind, das den Zellen hilft Signale effizient weiterzuleiten. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin The Journal of Neuroscience veröffentlicht.

Die Forscher bestimmten die Dichte der Myelin produzierenden Oligodendrozyten im zentralen Nervensystem von männlichen und weiblichen Mäusen durch das Testen ihrer molekularen Signatur. Es zeigte sich, dass diese spezialisierten Zellen in den Gehirnen und dem Rückenmark männlicher Tiere rund ein Drittel häufiger vorkommen. Dieser Unterschied tritt bei jungen und alten Mäusen unabhängig vom Stamm oder der Art auf. Zusätzlich scheinen Oligodendrozyten in männlichen Mäusen länger zu leben. Laut Skoff erfolgt die biologische Erneuerung bei weiblichen Tieren doppelt so oft. Der Grund dafür, warum männliche Gehirne mehr Oligodendrozyten und damit auch mehr Myelin enthalten ist derzeit noch unbekannt. Skoff hält es für denkbar, dass der Selektionsdruck bei männlichen Tieren zu einer stärkeren Myelinproduktion geführt hat. Logische Folge davon wäre eine bessere Signalübertragung zwischen Teilen des Gehirnes und eine geringere Reaktionszeit.

Die aktuelle Studie zeigt ebenfalls wie Hormone die Zusammensetzung der weißen Substanz beeinflussen können. So wiesen kastrierte männliche Mäuse eine größere Erneuerung der Myelin bildenden Zellen auf. Das legt nahe, dass das Hormon Testosteron die Menge der im Gehirn produzierten weißen Substanz beeinflussen kann. Laut Skoff bieten die neuen Studienergebnisse einen Erklärungsansatz dafür, warum manche neurologische Erkrankungen normalerweise bei einem Geschlecht häufiger auftreten. So sind von Multipler Sklerose (MS) rund doppelt so viele Frauen betroffen wie Männer. Charakteristisch für MS sind autoimmune Reaktionen gegen das die Nervenzellen schützende Myelin. Zusätzlich sei laut Skoff damit erklärt, warum Hormonbehandlungen bei Multipler Sklerose in ersten Tests viel versprechende Ergebnisse erzielt haben.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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