Mehr Vielfalt: Öko-Landwirtschaft bietet Heimat für 60% mehr Schmetterlingsarten

Der Purpurbär (Rhyparia purpurata) wurde auf dem Biohof nachgewiesen und ist in Bayern recht selten geworden. Er steht auf der Roten Liste in der Gefährdungsstufe 3 ("gefährdet"). Foto: Thomas Greifenstein

Für die Vergleichsstudie installierten die Forscher Insektenfallen auf einem ökologisch und einem konventionell betriebenen Hof. Die Ergebnisse sind eindeutig: In Bezug auf Biomasse, Artenvielfalt, Vorkommen stark gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Arten bietet die ökologisch bewirtschaftete Fläche klare Vorteile für die Insektenfauna.

Insgesamt konnten in beiden Untersuchungsgebieten knapp 4.000 Arthropoden-Arten und 604 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Allein bei den Schmetterlingen enthielten die Fallen des Öko-Bauernhofes circa 60% mehr Arten als die des Vergleichs-Hofes.

Zudem fand sich auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen mit 30 Arten die doppelte Menge an gefährdeten Schmetterlingsarten der Roten Liste wieder. Der Vergleich der insgesamt gesammelten Biomasse auf beiden Höfen ergab für den Ökohof die 2,6-fache Menge.

Möglich wurde die schnelle und alle Arten umfassende Durchführung des Projekts durch die Anwendung moderner genetischer Artbestimmungs-Methoden an der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM). ZSM-Forscher erstellen bereits seit vielen Jahren eine DNA-Referenz-Bibliothek ( www.barcoding-zsm.de ) aller bayerischen Insekten, durch die eine schnelle und zuverlässige Bestimmung von Insektenarten möglich ist.

In kurzer Zeit lassen sich damit große Insektenbestände charakterisieren, wobei auch diejenigen Artengruppen erfasst werden, für die bisher keine Experten zur Verfügung standen und die daher vernachlässigt werden mussten.

„Wir konnten somit die Auswirkungen verschiedener Landnutzungsformen auf den Insektenbestand erstmals auf breiter Basis untersuchen“, erklärt Axel Hausmann, Leiter der Sektion für Schmetterlinge an der Zoologischen Staatssammlung München.

Eine Fortsetzung und Ausweitung des Projekts mit der Firma HIPP läuft derzeit im Rahmen eines auf 5 Jahre angelegten Forschungsprogramms. Bereits jetzt stützt diese Untersuchung die Vermutung, dass ökologischer Anbau dazu beiträgt, den Artenverlust in landwirtschaftlich geprägten Gegenden zu verringern.

Dr. Axel Hausmann
SNSB – Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstraße 21, 81247 München
Tel.: 0171 525 88 64
E-Mail: hausmann.a@snsb.de

Hausmann A, Segerer AH, Greifenstein T, Knubben J, Morinière J, Bozicevic V, Doczkal D, Günter A, Ulrich W & JC Habel (2020) Towards a standardized quantitative and qualitative insect monitoring scheme. Ecology and Evolution
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ece3.6166

http://www.zsm.mwn.de – Zoologische Staatssammlung München
http://www.snsb.de – Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Media Contact

Dr. Eva-Maria Natzer idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer