40 Stunden Golf spielen verändert graue Hirnsubstanz

Die Forschenden der Universität Zürich konnten nachweisen, dass ein 40-stündiges Golftraining das Zusammenspiel von Auge und Hand verbessert. Überraschenderweise hängt die Veränderung in der grauen Hirnsubstanz stark von der Trainingsintensität ab. Golfer, die das Training in relativ kurzer Zeit absolvierten, erreichten tendenziell die Platzreife schneller.

Die neue Studie von Prof. Lutz Jäncke und Ladina Bezzola erforscht, wie sich ein anspruchsvolles motorisches Training, das Golftraining, auf die Gehirnanatomie auswirkt. Untersucht wurden elf Golfanfängerinnen und -anfänger im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und eine gleichgrosse Kontrollgruppe. Die Golferinnen und Golfer trainierten unter Anleitung professioneller Instruktoren oder allein im Sinne einer Freizeitaktivität. Vor und nach den 40 Golftrainingsstunden wurden verschiedene neuroanatomische Parameter mittels der Magnetresonanztomographie (MRT) gemessen. So konnten Veränderungen in der grauen Hirnsubstanz erforscht werden, die durch das motorische Golftraining verursacht wurden.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass ein 40-stündiges Golftraining bei Personen im mittleren Erwachsenenalter deutliche strukturelle Veränderungen in der grauen Hirnsubstanz hervorruft. Die Kontrollgruppe, die keine neue Fertigkeit geübt hat, zeigt dagegen keine neuroanatomischen Veränderungen zwischen den beiden Messzeitpunkten. Insbesondere in Gehirnarealen, die sowohl beim Erlernen von motorischen Fertigkeiten als auch bei der visuomotorischen Verarbeitung – dem Zusammenspiel von Auge und Motorik – eine wichtige Funktion übernehmen, wuchs das Volumen der grauen Hirnsubstanz als Folge des Trainings.

«Ein neuer Befund ist, dass die Veränderungen in einem für die visuomotorische Verarbeitung wichtigen Hirnareal stark von der Trainingsintensität abhängig ist», erklärt Prof. Lutz Jäncke. So waren die Veränderungen in diesem Hirngebiet bei Golferinnen und Golfer grösser, die die 40 Trainingsstunden innerhalb kurzer Zeit absolvierten. «Diese hirnanatomische Veränderung widerspiegelt sich auch auf der Verhaltensebene», so Jäncke. Wer intensiv trainierte, schaffte die Platzreifeprüfung schneller als diejenigen, welche mehr Zeit für die 40 Trainingseinheiten benötigten.

Die im «Journal of Neuroscience» veröffentlichte Studie zeigt, dass eine normale Freizeitaktivität substanzielle Veränderungen im Gehirn auslösen kann und es dazu kein striktes Trainingsprotokoll braucht. Da sie zudem die Anpassungsfähigkeit des Gehirns auch im mittleren Erwachsenenalter nachweist, liefert die Studie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Gehirnentwicklung über die ganze Lebensspanne.

Literatur:
Ladina Bezzola, Susan Mérillat, Christian Gaser and Lutz Jäncke: Training-Induced Neural Plasticity in Golf Novices, in: The Journal of Neuroscience, August 31, 2011, doi: 10.1523/JNEUROSCI.1996-11.2011
Kontakte
Ladina Bezzola
Psychologisches Institut / Neuropsychologie
Universität Zürich
Tel. +41 44 635 74 05
E-Mail: l.bezzola@psychologie.uzh.ch
Prof. Lutz Jäncke
Psychologisches Institut / Neuropsychologie
Universität Zürich
Tel: +41 44 635 74 00
E-Mail: l.jaencke@psychologie.uzh.ch

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Beat Müller Universität Zürich

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