Rauchen ist ein Kosten-Nutzen-Spiel

Ob Jugendliche mit dem Rauchen beginnen oder nicht hängt stark davon ab, wie groß die Hürde dafür ist. Zu diesem Schluss kommen Soziologen der Universität München in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt. „95 Prozent aller Raucher haben im Jugendalter zu rauchen begonnen. Will man Rauchgewohnheiten verändern, reicht es daher im Prinzip, auf diese Altersgruppe Einfluss zu nehmen“, so Studienleiter Thomas Wimmer im pressetext-Interview.

Zigarette für alle Jugendlichen attraktiv

Anliegen der Forscher war es, die bisherige Begründung durch Imitation zu durchbrechen, da diese im Kreis geht. Das sich stets wiederholende Muster dafür lautete: Peter raucht, weil sein bester Freund Dieter raucht. Doch Dieter raucht, weil seine Eltern rauchen, und Dieters Eltern rauchen, weil ihre besten Freunde damals alle geraucht haben. „Wir gingen hingegen davon aus, dass Rauchen grundsätzlich für jeden Jugendlichen attraktiv ist, während Ältere nur aus Gewohnheit rauchen“, so Wimmer. 80 Prozent der Raucher könnten durch dieses Modell erklärt werden.

Ob ein Jugendlicher mit dem Laster beginnt, hängt laut der Erhebungen der Soziologen von dessen individuellen Kosten ab. Dazu gehört im Taschengeld-Alter etwa der Zigarettenpreis. „Jugendliche aus ärmeren Familien können sich das Rauchen weniger leisten. Später kommen andere Faktoren wie Beruf, Lebenseinstellung oder Gesundheitsbewusstsein hinzu. Diese sind mit dem Einkommen in der Weise verbunden, dass sich der Zusammenhang scheinbar umkehrt“, so Wimmer.

Rauchverbot erhöht die Kosten

Doch es gibt auch Kosten, die nicht in Geldbeträgen auszudrücken sind. Die Haltung der Eltern gehört dazu. Denn raucht man gegen deren Willen, so sinkt man damit in ihrer sozialen Anerkennung. Als Kosten bewerten die Soziologen jedoch auch Rauchverbote in der Öffentlichkeit, da diese es erschweren würden, dem blauen Dunst zu frönen. Als bloße Bestätigung des Rauchverbots in Gaststätten, das soeben in Bayern per Volksbefrag durchgesetzt und ab 1. August Gesetz sein soll, will der Forscher die Studie jedoch nicht verstanden wissen.

Sobald das Rauchen zur Sucht wird, entscheidet vor allem die Einstellung des Partners, die Suchtausprägung, das Gesundheitsbewusstsein oder gesundheitliche Probleme wie das Raucherhusten, wie oft man seine Glimmstängel anzündet. „Die meisten Raucher wollen aufhören und tun das auch irgendwann im Leben. Eine Altersgruppe, wo sich die Aussteiger konzentrieren, gibt es aber nicht“, so der Soziologe.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenchen.de

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