Exodus: Afrikanische Ärzte arbeiten lieber im Ausland

Viele afrikanische Länder haben derzeit mehr Ärzte und Krankenpfleger, die im reicheren Ausland arbeiten als zu Hause. Es gibt seit längerem Bedenken über diesen medizinischen Exodus. Eine Studie des Center for Global Development hat jetzt nachgewiesen, dass das Problem noch viel größer sein dürfte als bisher angenommen. Mehrere Länder wie Mosambik oder Angola verfügen über mehr Ärzte in einem einzelnen fremden Land als in ihrem eigenen. Auf jeden Arzt, der in Liberia arbeitet, entfallen zwei, die im Ausland beschäftigt sind. Details der Studie wurden in dem Fachmagazin Human Resources for Health veröffentlicht.

Für die Studie wurden die Unterlagen der Volkszählung aus den Jahren 1999 bis 2001 ausgewertet. Untersucht wurden insgesamt neun profitierende Länder: Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Kanada, Australien, Portugal, Spanien, Belgien und Südafrika. Die aktuelle Studie ist eine der ersten, die jene Ärzte berücksichtigt, die in Afrika geboren und nicht nur jene, die dort ausgebildet wurden. Konzentriert man sich nur auf den Ausbildungsort, argumentieren die Wissenschaftler, dann werden die Auswirkungen der Berufswünsche auf das Gesundheitssystem eines Landes nicht ausreichend berücksichtigt.

Die Abwanderung der Ärzte ging oft Hand in Hand mit Bürgerkriegen, politischer Instabilität und wirtschaftlicher Stagnation. Angola, die Republik Kongo, Guinea-Bissau, Liberia, Mosambik, Ruanda und Sierra Leone erlebten in den neunziger Jahre alle Bürgerkriege. Bis zum Jahr 2000 hatten alle diese Länder 40 Prozent ihrer Ärzte verloren. Kenia, das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Stillstand erlebte und Simbabwe, das mit politischen Repressionen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatte, mussten mehr als die Hälfte der Mediziner ziehen lassen. Gleichzeitig konnten stabilere Länder wie Botswana den Großteil der Ärzte halten. Das gilt aber auch für sehr arme Länder wie Niger. Die Forscher vermuten, dass in diesen finanzschwachen Ländern nur wenige über das notwendige Geld oder die Verbindungen verfügen um das Land zu verlassen.

Großbritannien gehört laut BBC zu den wenigen Ländern, die einen Kodex eingeführt haben, der verhindern soll, dass aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara aktiv rekrutiert wird. Trotzdem zeigen die Zahlen des Home Office http://www.homeoffice.gov.uk, dass im vergangenen Jahr 17.620 afrikanische Ärzte und Krankenpfleger dem National Health Service http://www.nhs.uk beigetreten sind. Das Gesundheitsministerium gibt zu bedenken, dass es wenige Möglichkeiten gibt, Interessierte daran zu hindern in Großbritannien um eine Arbeitserlaubnis anzusuchen.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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