Neue Antibiotika-Produzenten beschrieben

Antibiotika-Produzent Streptomyces lonegramiae DSM 41529T auf M65-Agarplatte bei 28°C, benannt nach Prof. Dr. Lone Gram von Technical University of Denmark (DTU) für ihre bedeutenden Beiträge zur Erforschung mikrobieller Sekundärmetaboliten.
(c) DSMZ

Alte Schätze der DSMZ mit neuem Potential…

Forschende benennen neu beschriebene Bakterien ausschließlich nach Wissenschaftlerinnen.

Forschende rund um Dr. Imen Nouioui und Prof. Dr. Yvonne Mast von der Abteilung Bioressourcen für Bioökonomie und Gesundheitsforschung am Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH haben 28 Actinomyceten charakterisiert und auf ihr biotechnologisches Potential untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass diese Actinomyceten alle eine abtötende Wirkung gegenüber einer Auswahl von anderen Bakterien und Hefen haben. Die Ergebnisse publizierten die Forschenden jetzt in dem renommierten Fachjournal Current Research in Microbial Sciences.

In vielen Actinomyceten schlummert biotechnologisches Potential
Actinomyceten sind Bakterien, die bekannt dafür sind, bioaktive Stoffe zu produzieren. Zwei Drittel der angewendeten Antibiotika wurden ursprünglich aus diesen Bakterien isoliert. Die jetzt untersuchten Actinomyceten wurden bereits vor Jahrzehnten in der DSMZ-Sammlung hinterlegt, bisher aber nicht näher charakterisiert. In ihrer Studie untersuchten die Forschenden das Wirkstoffsynthesepotential von 28 Actinomyceten und konnten nachweisen, dass diese eine abtötende Wirkung gegenüber ausgewählten anderen Mikroorganismen haben. Dazu gehören auch klinisch relevante antibiotikaresistente Bakterien, die die Weltgesundheitsorganisation auf ihrer Bacterial Priority Pathogens List führt. Die Actinomyceten-Sammlung der DSMZ enthält mehr als 6.000 Stämme, die zum Teil noch nicht im Detail charakterisiert sind.

Mikrobiologinnen Dr. Imen Nouioui (links) und Prof. Dr. Yvonne Mast (rechts)
Mikrobiologinnen Dr. Imen Nouioui (links) und Prof. Dr. Yvonne Mast (rechts).  (c) DSMZ

„Unsere Studie zeigt, dass wir in unserem Institut noch viele unentdeckte Schätze haben“, fasst Mikrobiologin Yvonne Mast zusammen. „Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Antibiotikaresistenz ist die Suche nach neuen Wirkstoffen extrem wichtig. Wir beforschen diese Stämme eingehend, um einen Mehrwert zu schaffen und unter anderem Produzenten potentiell neuartiger Wirkstoffe der Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung stellen zu können.“

Benennung der neu beschriebenen Bakterien nach Wissenschaftlerinnen
Im Rahmen der Studie wurden die Actinomyceten mit modernsten Methoden untersucht. Basierend auf den Ergebnissen wurden 26 Actinomyceten erstmals vollständig beschrieben und auch formell benannt. „Für uns ist diese Arbeit besonders wichtig, da sie die Bedeutung einer korrekten Identifizierung und Klassifizierung von Stämmen hervorhebt und gleichzeitig die unschätzbare Rolle von Kultursammlungen bei der Erhaltung interessanter Stämme unterstreicht, die für ein breites Spektrum der wissenschaftlichen Gemeinschaft von Nutzen sein können. Außerdem ist dies die erste Studie zur taxonomischen Beschreibung einer so großen Anzahl neuer Actinomyceten-Arten. Normalerweise werden immer nur einzelne oder wenige neue Arten beschrieben“, erläutert die Mikrobiologin Dr. Imen Nouioui. Dabei war es den Forschenden wichtig, den Gender Gap in der Taxonomie zu schließen. Bisher sind die meisten Bakterien nach Forschern benannt, Forscherinnen wurden in der Vergangenheit nur selten bedacht. Die 26 neu beschriebenen Actinomyceten wurden daher alle in Anlehnung an Wissenschaftlerinnen benannt, die mit ihrer Arbeit einen großen Beitrag zur Mikrobiologie geleistet haben.

DSMZ-Pressekontakt:
PhDr. Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
E-Mail: press@dsmz.de

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 89.000 Bioressourcen und hat fast 230 Beschäftigte. www.dsmz.de

Über die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Die Leibniz-Institute unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 21.300 Personen, darunter 12.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei 2,2 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Originalpublikation:

Nouioui, I., Boldt, J., Zimmermann, A., Makitrynskyy, R., Pötter, G., Jando, M., Döppner, M., Kirstein, S., Neumann-Schaal, M., Gomez-Escribano, J.P., Nübel, U., Mast Y. (2024) Biotechnological and pharmaceutical potential of twenty-eight novel type strains of Actinomycetes from different environments worldwide. Current Research in Microbial Sciences: 100290. DOI: 10.1016/j.crmicr.2024.100290

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Dr. Manuela Schüngel Stabsstelle Presse und Kommunikation
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