Saarländische Forscher finden neuen Therapieansatz gegen Allergien

Allergien sind eine Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems gegenüber körperfremden und normalerweise harmlosen Umweltstoffen wie Blütenpollen, Insektengiften oder Nahrungsbestandteilen. Diese Stoffe aus der Umwelt rufen bei Gesunden normalerweise keinerlei Beschwerden hervor, lösen aber bei Allergikern unterschiedliche Reaktionen wie verstärktes Niesen, eine verstopfte Nase, das Laufen der Nase, das Jucken der Augen und Bindehautentzündungen bis hin zu lebensbedrohenden Atemstörungen aus.

Bevor die eigentlichen Symptome entstehen, produziert der Allergiker große Mengen so genannter IgE-Antikörper. Diese koppeln auf der Oberfläche von Mastzellen an, die mit der Ausschüttung von Entzündungsstoffen reagieren, welche die Beschwerden auslösen. Die bisher zur Behandlung von Allergien eingesetzten Medikamente zielen darauf ab, die Wirkungen dieser Entzündungsstoffe abzumildern. Weit effektiver könnten Medikamente allerdings sein, die von Beginn an der Freisetzung dieser Entzündungsstoffe entgegenwirken. Hier setzen die Untersuchungen der Wissenschaftler des Instituts für Pharmakologie der Universität des Saarlandes an, die zusammen mit Kollegen des Instituts für Physiologie der Universität Leuven in Belgien einen bisher unbekannten Mechanismus identifiziert haben, der bei der Auslösung von Allergien und allergischen Reaktionen eine entscheidende Rolle spielt.

Die Wissenschaftler um Dr. Rudi Vennekens, Professor Veit Flockerzi und Professor Marc Freichel konnten zeigen, dass ein Ionenkanal, der als TRPM4 bezeichnet wird, die Bereitschaft des Körpers vermindert, auf Allergene mit Niesen, Heuschnupfen und Hautausschlag bis hin zu akut lebensbedrohlichen Symptomen zu reagieren.

Der von ihnen identifizierte Ionenkanal steuert die Freisetzung von Entzündungsstoffen aus den Mastzellen: Seine Hemmung fördert die Freisetzung, während seine Aktivierung die Freisetzung bremst. Entsprechend wären Substanzen, die den TRPM4-Ionenkanal aktivieren, vielversprechende Medikamente zur Behandlung von allergischen Krankheitssymptomen. Auch die bei vielen Menschen vorhandene Disposition, eine Allergie zu entwickeln, könnte auf diesen Ionenkanal bzw. auf die Veränderung seines Gens zurückzuführen sein.

Die Suche nach neuen Arzneimitteln, die TRPM4 aktivieren, hat bereits begonnen, ebenso genetische Untersuchungen von Allergikern, um herauszufinden, inwieweit deren Krankheit auf Veränderungen des TRPM4-Gens zurückzuführen ist.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Marc Freichel
Universität des Saarlandes
Experimentelle und Klinische Pharmakologie
und Toxikologie
66421 Homburg
Tel. (0 68 41) 16-2 64 38
Fax (0 68 41) 16-2 64 02
E-Mail: marc.freichel@uks.eu

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