Mediziner fordern verstärkten Einsatz von Folsäure

Prophylaxe bei Herz- und Gefäßerkrankungen sowie bei Schwangerschaften

Folsäure soll zukünftig verstärkt zur Prävention in der Medizin eingesetzt werden. Dies forderten zahlreiche Experten aus Gesundheit und Medizin heute, Mittwoch, anläßlich einer Pressekonferenz. Ein Folsäuremangel korreliert meist mit einem erhöhten Homocystein-Spiegel, der einen Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen sowie für Fehlbildungen während der Schwangerschaft darstellt. Eine ausreichende Menge des Vitamins kann nicht über die Nahrung aufgenommen werden, vor allem zu Therapiezwecken ist eine medikamentöse Zufuhr notwendig. Die Therapie mit Folsäure ist kostengünstig, einfach durchzuführen und leicht verfügbar.

Risikofaktoren für ein erhöhtes Serum-Homocystein (Homocysteinämie) sind unter anderem regelmäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, höheres Alter und Übergewicht, aber auch Medikamente wie Theophyllin (Asthma) und die „Pille“. Homocystein (Hcy) entsteht als Abfallprodukt des Proteinstoffwechsels und ist ein starkes Gefäßgift, das Entzündungsreaktionen am Gefäß auslöst. Es modifiziert Eiweiß- und Blutfettmoleküle oxidativ, so dass diese sich bösartig verändern. Von dem Risiko einer Hcy-Ämie (Hcy-Wert über 15 mmol) sind nach Schätzungen der Experten zehn Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen. Durch die Zufuhr von Folsäure kann eine Senkung des Hcy-Spiegels um 30 Prozent erreicht werden. Weitere gefäßprotektive Wirkungen in Zusammenhang mit antioxidativen Effekten im Bereich der Endothelfunktion (Endothel = Gefäßinnenwand) werden noch untersucht.

Eine im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie – „Decreased Rate of Coronary Restenosis after Lowering of Plasma Homocysteine Levels“ (Vol. 345, No. 22, pp. 1593-1600) – hat signifikante Ergebnisse bei der Restenose-Rate nach Ballonkatheterdilatation (Aufdehnung) von verengten Herzkranzgefäßen erzielt. Durch die Zugabe eines Vitaminpräparates aus Folsäure, Vitamin B6 und B12 konnte die Restenose-Rate auf Grund einer Senkung des Hcy um 75 Prozent herabgesetzt werden. Im Bereich Schlaganfall existiert bisher eine einzige abgeschlossene Studie, die gezeigt hat, dass eine Hcy-Senkung durch Folsäure-Zugabe Verengungen der Halsschlagader zum Stillstand gebracht bzw. sogar zum Rückgang der Plaquebildung geführt hat.

In der Schwangerschaft kann, wie bereits bekannt ist, eine ausreichende Versorgung mit Folsäure schwere Fehlbildungen verhindern, zum Beispiel den sogenannten „Neuralrohrdefekt“ („offener Rücken“). Da die Bildung des Neuralrohres schon in den ersten sechs Schwangerschaftswochen erfolgt, muss dem rechtzeitig durch Zugabe eines Folsäure-Präparates vorgebeugt werden. Der Gynäkologe Norbert Pateisky meinte: “ Plakativ formuliert, wer die Pille absetzt, sollte mit Folsäure beginnen“, und betonte wie wichtig die Information der Frauen ist, da nur zwei Prozent über die präventive Wirkung einer Folsäurebehandlung Bescheid wissen. Auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe http://www.oeggg.at finden interessierte Frauen einschlägige Informationen. Um eine ausreichende Menge Folsäure mit der Nahrung aufzunehmen müßten nach Angaben von Harald Kritz von der Kuranstalt Engelsbad täglich „400 bis 500 Gramm Grünfutter“ in die Mahlzeit inkludiert werden (siehe Foto). Seit einigen Jahren laufen Bemühungen, um eine Anreicherung der Nahrungsmittel (z.B. Mehl), so wie es bereits in den USA, England, Ungarn etc. durchgeführt wird, zu erreichen.

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Ulrike Unterberger pte

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