Osteoporose-Forschungspreis an Marburger Ärztin und Hormonforscherin

Gibt es einen Zusammenhang zwischen verkalkten Blutgefäßen und der Entwicklung einer Osteoporose? Mit dieser Frage beschäftigt sich Dr. Carolin Brück, wissenschaftliche Assistentin aus dem Bereich Endokrinologie & Diabetologie des Zentrums für Innere Medizin der Philipps-Universität. Die 31-jährige Hormonforscherin erhielt vergangene Woche auf dem ESCEO-Osteoporosekongress in Wien den mit 50.000 US-Dollar dotierten Forschungspreis der Internationalen Osteoporose-Stiftung (IOF) für ihre experimentellen Arbeiten.

Damit kann sie sich künftig der Frage widmen, ob bei den beiden häufigen Krankheiten Osteoporose (Knochenschwäche) und Gefäßverkalkung eine Art Fehlverteilung von Kalzium und Mineralstoffen vorliegt. Dabei verlieren die Knochen zunehmend an Substanz und Struktur und werden morsch. Folge sind Knochenbrüche selbst bei Bagatellunfällen. Gleichzeitig bekommen viele Patienten mit Osteoporose mit zunehmender Krankheitsdauer Verkalkungen der Gefäßwände. Diese verkalkten Gefäße sind weniger elastisch und neigen häufig zu Rissen oder Bildung von Blutgerinnseln, was zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen kann. Im Rahmen ihres Forschungspreises wird Brück an der Universität Graz (Österreich) in der Abteilung für Endokrinologie bei den beiden Osteoporoseexperten Professor Harald Dobnig und Professor Barbara Obermayer-Pietsch diese Frage anhand eines 450 Patienten umfassenden Kollektivs mit einem epidemiologisch-humangenetischen Ansatz untersuchen. Die Arbeiten sollen dann an der Endokrinologie in Marburg bei Professor Peter H. Kann fortgesetzt werden.

Bei den untersuchten Patienten sind sowohl die Knochendichtewerte als auch das Ausmaß der Gefäßverkalkung über einen Zeitraum von mehreren Jahren bestimmt worden. Außerdem liegt eine umfangreiche Serum- und Genbank von diesen Patienten vor. Somit können verschiedene biochemische Serummarker und Genveränderungen (Polymorphismen) hinsichtlich ihrer Bedeutung für das gemeinsame Auftreten beider Erkrankungen präzise untersucht werden.

Osteoprotegerin – Schutz von Knochen und Gefäßen?

Das Hauptaugenmerk gilt dabei vor allem dem Zytokin Osteoprotegerin, da das Fehlen von Osteoprotegerin bei Mäusen zu einer schweren Osteoporose mit Knochenbrüchen im Jugendalter und einer massiven Gefäßverkalkung führt. In der Marburger Endokrinologie wird die Bedeutung von Osteoprotegerin bei verschiedenen Knochen- und Gefäßerkrankungen bereits seit 7 Jahren untersucht. In der Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Lorenz C. Hofbauer wurde in Kooperationsprojekten die Bedeutung des Osteoprotegerin-Systems bei verschiedenen Knochenerkrankungen (wie rheumatologische Erkrankungen, Knochenmetastasen, Osteoporose) sowie Herz- und Kreislaufkrankheiten nachgewiesen. Einige dieser Arbeiten konnten belegen, dass Gefäßverkalkungen keine passiven Vorgänge (wie etwa das Verkalken der Geschirrspülmaschine) sind, sondern durch aktive zelluläre Differenzierungsprozesse zustande kommen, wodurch „Knochen-ähnliche“ Transkriptionsfaktoren und Signalwege (cbfa-1, STAT6, Osteoprotegerin, u.a.) an falscher Stelle, nämlich in der Gefäßwand, aktiviert werden. Der Forschungspreis für Carolin Brück wird helfen, die zugrundeliegenden Mechanismen dieser komplexen Erkrankung weiter zu entschlüsseln.

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Dr. Viola Düwert idw

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