Jahrestagung zur Qualität der Medizinischen Lehre vom 21.-23. November an der Uni Jena

Ausbildungsdilemma: lieber gute Ärzte oder gute Forscher

Reformzeit in den medizinischen Studiengängen. Seit Jahren steht die Qualität der Lehre auf dem Prüfstand. Zu wenig Praxisbezug in der Ausbildung lautet die gängige Kritik. Das soll sich mit der neuen Studien- und Prüfungsordnung ändern, die im Sommer 2002 vom Bundesrat beschlossen wurde. Die so genannte Approbationsordnung soll weniger staatliche Prüfungen, mehr praktische Arbeit in kleinen Gruppen, mehr Freiraum für die Fakultät aber auch mehr Wettbewerb zwischen den Universitäten bewirken. „Es liegt nun an den Fakultäten, die neue Ordnung umzusetzen“, sagt Prof. Dr. Bernhard Strauß, Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Uni Jena. Welche Veränderungen und Maßnahmen von den Unis ergriffen werden müssen, wird vom 21.-23. November Gegenstand der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sein. Die Tagung zur „Qualität der Lehre“ wird vom Institut für Medizinische Psychologie der Jenaer Uni organisiert.

Mit geschickt gewählten Einleitungsbeiträgen führt Strauß das Dilemma vor, in dem sich die Medizinerausbildung in Deutschland befindet. Seit Jahren herrscht Uneinigkeit über die Frage: „Was wollen wir ausbilden, gute Ärzte oder gute Forscher?“ Strauß selbst, als Studiendekan verantwortlich für die Klinische Ausbildung in Jena, plädiert für die Ausbildung guter Ärzte. Gut sind für ihn solche, die sowohl alle Möglichkeiten der Diagnose und Therapie kennen und ausschöpfen, als auch interdisziplinär, über das eigene Fachgebiet hinaus denken zum Wohle des Patienten. „Die neue Approbationsordnung betrifft also nicht nur die Studierenden“, macht Strauß klar, „sondern Unzulänglichkeiten in der Lehre haben Auswirkungen für die Patienten.“

Einen Ausweg bieten neue Lehr- und Lernkonzepte, wie zum Beispiel das fallorientierte Lernen. „Patienten sind das, was ein Arzt zu sehen bekommt“, erklärt Strauß, „deswegen lernen die Mediziner in kleinen Gruppen direkt am Fallbeispiel, was zu beachten ist“. An einigen Vorreiter-Unis ist diese Lehrmethode bereits getestet worden. „Sie hat sich bewährt“, meint Strauß. Daher will die Universität Jena sie sukzessive einführen. Längst eingeführt (seit 1998) hat die Medizinische Fakultät hingegen die in der Approbationsordnung geforderte Evaluation (kritische Prüfung) der Lehre. „Besondere Leistungen werden anschließend gratifiziert“, sagt Strauß. Das heißt, wer sich in der Lehre engagiert wird belohnt.

Eng verwoben mit den Reformen der Mediziner-Ausbildung ist auch die von der Bildungspolitik mittelfristig angedachte Abschaffung der zentralen Vergabe von Studienplätzen. Um den Wettbewerb der Unis untereinander zu ermöglichen und so die Fakultäten zu motivieren, die Lehre weiter zu verbessern, sollen sich Studierende künftig direkt bei den Universitäten bewerben. „Es ist also durchaus zeitgemäß, jetzt über die Möglichkeiten nachzudenken, die Fakultäten zu profilieren, um sie attraktiv für die Studierenden zu machen“, erklärt Strauß die Brisanz der diesjährigen GMA-Tagung.

Kontakt:

Prof. Dr. Bernhard Strauß
Institut für Medizinische Psychologie der Uni Jena
Stoystr. 3, 07745 Jena
Tel.: 03641-93650
Fax: 03641-936546
E-Mail: bernhard.strauss@med.uni-jena.de

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Monika Paschwitz idw

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