Erste anwendungsreife Bohrungsdrückmaschine der Welt

Am 27. September 2002 diskutieren über 80 Forscher und Praktiker in Chemnitz über den gegenwärtigen Stand innovativer Umformtechnologien. Im Mittelpunkte stehen Ergebnisse des Sonderforschungsbereiches „Prozessketten der Massivumformung unter Aspekten der Produktivität und Umweltverträglichkeit“. Dieser SFB wurde 1995 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Technischen Universität Chemnitz eingerichtet. Sein Sprecher ist Prof. Dr. Reimund Neugebauer von der Professur Werkzeugmaschinen der TU Chemnitz, der gleichzeitig auch Leiter des Fraunhofer-Institutes für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz ist.

Eines der Forschungsschwerpunkte in diesem Bereich ist das Bohrungsdrücken. Mit dieser Methode kann man hohle, rotationssymmetrische Werkstücke aus einem massiven Rohling herstellen. Die dazu nötige, weltweit einmalige und bisher nicht auf dem Markt erhältliche Maschine konstruierten Chemnitzer Forscher. Sie auch selbst zu bauen, überstieg die Möglichkeiten der Wissenschaftler – das übernahm die traditionsreiche Chemnitzer Maschinenbaufirma Niles-Simmons. Seit 1998 steht die BDM 2000, die erste anwendungsreife Bohrungsdrückmaschine der Welt, im Versuchsfeld des IWU.

Auf der Experimentalanlage werden unter anderem einbaufertige Hohlwellen für Schalt- und Automatikgetriebe, aber auch andere Teile hergestellt, die bis zu zwanzig Mal so lang sind wie das Rohteil. Dabei lässt sich gegenüber herkömmlichen Verfahren bis zu 30 Prozent Material einsparen. Da die Teile erheblich leichter sind, kommen damit ausgerüstete Autos auch mit weniger Sprit aus. Da nimmt es nicht wunder, dass sich bereits die Automobilindustrie für die Bohrungsdrückmaschine interessiert. Außerdem erforschen die Wissenschaftler ein weiteres wichtiges Umformverfahren, das Querwalzen, das sich ideal mit dem Bohrungsdrücken verknüpfen lässt. Auf diese Weise kann man Werkstücke anfertigen, die sich mit einer Methode allein nicht herstellen lassen. Bis zur Serienfertigung von Bohrungsdrückmaschine und Hohlteilen ist es allerdings ein weiter Weg – noch wird an den Grundlagen geforscht. Die Chemnitzer Wissenschaftler sind aber optimistisch, dass sie die Schwierigkeiten in den kommenden Jahren meistern werden. An den Forschungsprojekten arbeiten interdisziplinär zehn Professuren der TU Chemnitz aus den Fachgebieten Umformtechnik, Konstruktion, Technologie, Qualitätssicherung, Mechanik, Werkstoffwissenschaften und Chemie eng mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik Chemnitz zusammen.

Das Kolloquium findet im Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik Chemnitz, Reichenhainer Str. 88, statt. Weitere Informationen: Telefon (03 71) 5 31 – 22 58.

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Mario Steinebach idw

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