NanoNetzwerk und Materialforschung

Neues Reinraumlabor an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Materialwissenschaftliche Frage- und Aufgabenstellungen bilden heute eines der wichtigsten naturwissenschaftlichen Querschnittsgebiete, in dem modernste Konzepte und Analyseverfahren aus Chemie und Physik zum Einsatz kommen. Spannende Fragestellungen reichen von der selbst reinigenden Fensterscheibe über fortgeschrittene Katalysatormaterialien, Pharmazeutika im Nanometer-Maßstab bis hin zu transparenten Materialien für die Halbleiterelektronik. In vielen Fällen lässt sich beobachten, dass Materialen völlig neue Eigenschaften aufweisen, wenn die Bestandteile bis in den Nanometer-Bereich hinein verkleinert werden. Die Justus-Liebig-Universität Gießen hat auf diesem zukunftsträchtigen Arbeitsgebiet einen Forschungsschwerpunkt begründet, den sie durch Berufungen und Sachmittel nachhaltig unterstützt. So hat das Präsidium der Universität jetzt die Einrichtung eines Reinraumlabors für die Präparation von Halbleiterschichten bewilligt, dessen Ausstattung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des NanoNetzwerks Hessen durch ein Rasterelektronenmikroskop zur lithographischen Mikrostrukturierung ergänzt wird (insgesamt ca. 900.000 €). Mit dieser Ausstattung steht den Wissenschaftlern des mittelhessischen Clusters (Universitäten Gießen und Marburg, Fachhochschule Gießen-Friedberg) eine moderne Anlage für die Entwicklung und Präparation von Funktionsmaterialien und Sensoren, aber auch biologischen Materialien zur Verfügung, wie sie am 1. Juni 2006 in der Kongresshalle Gießen im InnovationsForum hessen-biotech präsentiert werden.

Dahinter stehen Forschergruppen, die über das NanoNetzwerk und die Wissenschaftlichen Kooperationen mit der Universität Marburg verzahnt sind und gemeinsam Wissenschaftsprojekte vorantreiben. Am 30. Juni 2006 wird gemeinsam der Materialforschungstag auf Schloss Rauischholzhausen (Ebsdorfergrund) als Netzwerk-Forum veranstaltet, und im September folgt – ebenfalls in Rauischholzhausen – eine Sommerschule für Graduierte.

Längst können die in der Materialforschung erforderlichen Wissensgebiete – über die vielfältigen stofflichen Eigenschaften bis hin zu den zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten auf atomarer Skala – nicht mehr durch einzelne Studienfächer vermittelt werden. Um der beständig wachsenden Nachfrage im In- und Ausland nach gezielt ausgebildeten Absolventen begegnen zu können, haben die Fachgebiete Chemie und Physik der Justus-Liebig-Universität den interdisziplinären wissenschaftlichen Studiengang Materialwissenschaften (Advanced Materials) mit den Abschlüssen Bachelor of Science und Master of Science eingeführt. Eine Arbeitsgruppe aus beiden Hochschulen organisiert derzeit im Zuge der Modularisierung der FH-Studiengänge den Übergang vom Bachelor an der FH (z.B. Material- und Fertigungstechnologie, Physikalische Technik) zum Masterstudiengang Materialwissenschaften der JLU und zur Promotion.

Gemeinsam mit 27 weiteren Hochschulen haben die Verantwortlichen für die Studiengänge im Mai 2006 den „Studientag Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ gegründet, der sich im Sinne eines Fakultätentages versteht. Er hat sich zum Ziel gesetzt, den verschiedenen Fachdisziplinen der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in der Ausbildung eine Stimme zu geben. Damit soll die Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit sowie mit Vertretern der Politik, Bundesministerien, Forschungsorganisationen, der Arbeitsgemeinschaft materialwissenschaftlicher und werkstofftechnischer Fachverbände und der Industrie beziehungsweise den Industrieverbänden gestärkt werden, was den Absolventen unmittelbar die ausgezeichneten Berufschancen auf diesem rasch expandierenden Arbeitsmarkt sichert.

Kontakt:

Dr. Eberhard Pitt
I. Physikalisches Institut
Heinrich-Buff-Ring 16, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-33118
E-Mail: Eberhard.J.Pitt@exp1.physik.uni-giessen.de

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Christel Lauterbach idw

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