Bestimmte Milchfettsäuren wirken bei Asthma positiv

Forscherteam der Universität Jena untersucht erstmals die Wirkung konjugierter Linolsäuren auf die Zellen von Asthmakranken


Die epidemiologische Studie eines Mediziners über asthmakranke Kinder gab Prof. Dr. Gerhard Jahreis den Anstoß: „Im Jahr 2003 hatte sich in einer Untersuchung herausgestellt, dass Kinder, die Milch trinken, weniger oft an Asthma erkranken als Kinder, die keine Milch trinken.“ Der Ernährungswissenschaftler und sein Team von der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigen sich schon seit Jahren mit Milchfetten und wollten der Sache auf den Grund gehen. „Nun ist nicht so einfach herauszufinden, was genau die positive Wirkung ausmacht – es gibt Hunderte von Substanzen in der Milch“, weiß Jahreis. Aber er hatte einen begründeten Verdacht: Bestimmte Formen von konjugierten Linolsäuren (engl.: Conjugated Linoleic Acid, CLA), die aus pflanzlichen Fetten von Gräsern und anderem Futter im Pansen von Wiederkäuern umgebaut werden, wirken entzündungshemmend.

Jahreis’ Doktorandin Anke Jaudszus und Kollegen haben nun in einer in vitro-Studie, die vor kurzem in der Fachzeitschrift „Biochimica Biophysica Acta“ (BBA 1737, 111-118, 2005) veröffentlicht worden ist, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. Claus Krögel von der Jenaer Uni-Klinik für Innere Medizin I erstmals genau den Zusammenhang zwischen spezifischen CLA-Verbindungen und Asthma untersucht. Dazu haben die Wissenschaftler erforscht, wie sich bestimmte Verbindungen der konjugierten Linolsäuren auf die Interaktion von Eosinophilen und bronchialen Epithelzellen (Typ BEAS-2B) auswirken, die von Asthma-bronchiale-Erkrankten stammen. Im Mittelpunkt standen dabei zwei biologisch besonders aktive Isomere: „cis-9, trans11-CLA“ und „cis-10, trans 12-CLA“.

Beide unterscheiden sich lediglich in der Anordnung ihrer Doppelbindungen – aber diese Unterschiede erwiesen sich bei der Untersuchung ihrer spezifischen Wirkweisen als erheblich: Besonders „cis-9, trans11-CLA“ verhindert die Bildung eines Proteins (Eosinophiles kationisches Protein, ECP), das eine wichtige Rolle bei der Entzündungsentstehung spielt. Zudem wirkt sich diese CLA-Verbindung positiv auf die Reduzierung entzündungsfördernder Cytokine aus. Sehr viel schlechtere – teils sogar gegenteilige – Wirkungen haben dagegen „cis10-, trans 12-CLA“ und Linolsäure (LA).

Die Milchfettsäure mit der günstigen entzündungshemmenden Wirkung, „cis-9, trans 11-CLA“ kommt vermehrt in Milch von Schafen und Kühen vor, die v. a. Grünfutter fressen. Prof. Jahreis erklärt, warum das so ist: „Das Futter muss frisch sein – im Gras, in Heu und Kräutern kommen zahlreiche Pflanzenfette vor, die von Mikroorganismen im Pansen der Wiederkäuer in das ,gute’ CLA umgebaut werden. Aus Futtermitteln, die wenig Frischfutter enthalten, kann dagegen kaum ,cis-9, trans11-CLA’ gebildet werden.“

Die Ergebnisse dieser molekularbiologischen Untersuchungen deuten mögliche neue Wege an, um durch spezifische Ernährung eine Asthma-Prävention zu erzielen – besonders für Kinder. Für diese Patientengruppe sind die Erkenntnisse besonders relevant, da die Zahl der Asthma-Erkrankungen ständig steigt. Schätzungen zufolge sind etwa fünf Prozent der Erwachsenen, aber sieben bis zehn Prozent der Kinder unter zehn Jahren von Asthma bronchiale betroffen. Asthma ist damit die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Betroffene leiden unter einer entzündlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur (Spasmen) und anfallsartiger Atemnot, vermehrter Sekretion von Schleim und vermehrtem Hustenreiz.

Bevor die Jenaer Untersuchungen aber Konsequenzen für die Therapie der Erkrankung ermöglichen, müssen die Ergebnisse im Tierversuch und später auch am Menschen überprüft werden.

Kontakt:
Prof. Dr. Gerhard Jahreis
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena Dornburger Str. 25, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949610, Fax: 03641 / 949612
E-Mail: gerhard.jahreis@uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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