Treibhausgas lagert sich erst nach Jahrhunderten im Meer ab
Ablagerungsgeschehen soll in Klimamodelle eingehen
Ein internationales Wissenschaftler-Team hat nachgewiesen, dass sich klimawirksames Kohlendioxid erst nach einer jahrtausend langen Seereise im Meeresboden ablagert. Bis zu dieser Endstation driften die Teilchen oft aus küstennahen Bereichen weit von ihrem Entstehungsort weg. Anstatt, wie nach gängiger Meinung, von ihrem Ursprungsort senkrecht durch die Wassersäule nach unten zu sinken, treiben kohlenstoffhaltige Partikel ins offene Meer hinaus und schweben dabei in Tiefen bis zu 1.500 Metern hinab. Diese Befunde veröffentlichen Wissenschaftler des Bremer DFG-Forschungszentrums Ozeanränder, zusammen mit ihren Teamkollegen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Geology.
Auf einer Schiff-Expedition im Gebiet des Benguela-Stroms vor der Küste Namibias haben die Forscher dazu dem Meeresgrund und den direkt darüber liegenden Schichten Proben entnommen. Mit Hilfe von biogeochemischen Methoden ist es den Wissenschaftlern gelungen, der Natur der Partikel auf die Spur zu kommen und das Alter organischer Überreste zu bestimmen. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Schwebefracht einige Tausend Jahre am Meeresboden bis zu 100 Kilometer entlang driftet. Damit dauert es sehr lange, bis das Treibhausgas Kohlendioxid aus dem Klimakreislauf ausscheidet. Dieses Ablagerungsgeschehen müsse in Klimamodellen berücksichtigt werden, so die Bremer Forscher.
„Der Ozean nimmt wie eine Mineralwasserflasche Gase auf und gibt sie wieder ab“, erläutert Peter Lemke, Klimatologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung im pressetext-Interview. So auch das klimaaktive Kohlendioxid: Man fand heraus, dass sich nur die Hälfte des tatsächlichen Kohlendioxid-Ausstoßes in der Atmosphäre befindet, den Rest speichern die Ozeane. Dabei transportieren die Meere das Treibhausgas nach unten, was „physikalische Pumpe“ genannt wird. Bei der „biologischen Pumpe“ dagegen nehmen Photosynthese betreibende Meeresalgen Kohlendioxid auf und sinken nach dem Absterben auf den Grund des Ozeans. Nur ein Bruchteil der Teilchen werden dort eingebettet, doch das sei für den Kohlenstoffkreislauf entscheidend, so die Bremer DFG-Forscher.
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