Die Kunst der Tarnung des für Malaria verantwortlichen Parasiten

Gemeinsam mit Forschern aus dem Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research in Melbourne (Australien), haben französische Biologen des Pasteur Instituts gezeigt, dass der für Malaria verantwortliche Parasit, Plasmodium falciparum, seine immunlogischen Merkmale verändern kann, um die Abwehrkräfte des Wirtes zu täuschen.

Infiziert der Parasit ein rotes Blutkörperchen, kann er durch ein Protein, das sich auf der Zelloberfläche bildet, aufgespürt werden. Das Immunsystem lernt so dieses Protein allmählich zu erkennen und entwickelt eine passende Immunantwort, um das infizierte Blutkörperchen zu eliminieren. Das der Parasit die „Signatur“ dieses Proteins ändert, um dann die Abwehrkräfte nutzlos zu machen, war bereits bekannt. Wie sich diese Veränderungen vollziehen, war bislang jedoch unklar.

Forscher aus dem Labor des Pasteur Institutes, unter der Leitung von Artur Scherf, die an der Wechselbeziehung zwischen Parasiten und Wirten arbeiten, haben festgestellt, dass das auf der Oberfläche vorhandene Protein von einer Familie, bestehend aus etwa 60 ‚var’-Genen, kodiert wird. Die Parasiten können beliebig jedes dieser Gene aktivieren und damit verschiedene Proteine erzeugen. Da dieser Prozess umkehrbar ist, kann der Parasit das erzeugte Protein jederzeit verändern, für den Fall, dass das Immunsystem des Wirtes eine Antwort gefunden hat.

Besonders bemerkenswert dabei ist, das diese Veränderungen nur epigenetisch sind: sie beziehen sich auf das Chromatin, die komplexe Struktur, die die DNS trägt. Diese Vorgänge schalten letztlich die genetischen Regulatoren aus, um so auf den Phänotypus wirken zu können, ohne das genetische Gut des Parasiten zu beeinträchtigen. Zum ersten Mal wurden solche epigenetischen Regulationen für die Regulierung der Gene dieses Parasiten nachgewiesen.

Malaria (Sumpf- oder Wechselfieber) tötet jährlich 1 bis 3 Millionen Menschen, fast ausschließlich in der Dritten Welt. Allein in Afrika sterben zwei Kinder pro Minute an Malaria. Dank der neugewonnen Erkenntnisse erhofft man sich nun neue Methoden zur Bekämpfung der erstaunlich reichen Schutzmechanismen des Plasmodium falciparum.

Kontakt: Artur Scherf
Biology of Host-Parasite Interactions – Institut Pasteur
25-28, Rue du Docteur Roux
75724 Paris Cedex 15 France
www.pasteur.fr/recherche/unites/bihp/artur.html
e-mail: ascherf@pasteur.fr
Tel.: +33 1 45 68 86 27 3
Fax: +33 1 45 68 83 48

Quelle: Pressebericht vom CNRS vom 14. April
Redakteur: Jérôme Segal, Jerome.Segal@diplomatie.fr
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Wissenschaft-Frankreich (Nummer 76, 04. Mai 2005)
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