Parasitäre Pilze halten schädliche Blaualgen in Schach

Blaualgenblüte in einem See. Angelina Tittmann, IGB

Blaualgenblüten sind ein zunehmendes Problem in Gewässern weltweit: Höhere Temperaturen im Klimawandel und Nährstoffbelastungen führen zu einem übermäßigem Wachstum von Cyanobakterien.

Diese Massenentwicklungen beeinträchtigen die Wasserqualität, weil einige Cyanobakterienarten Giftstoffe bilden und die Sauerstoffkonzentration im Wasser verringern, was zum Tod von Fischen und anderen Wasserorganismen führen kann.

Das Algenwachstum kann jedoch durch einen Parasitenbefall mit Pilzen natürlicherweise reguliert werden, fand ein internationales Team unter Leitung des IGB heraus.

„Viele Blaualgenarten sind lang und fadenförmig oder wachsen in Kolonien, was es ihren natürlichen Fressfeinden erschwert, sie zu fressen“, erklärt Dr. Thijs Frenken. Der Erstautor der Studie ist Forscher am IGB und an der University of Windsor in Kanada. Chytridpilze, eine sehr häufige Pilzgruppe, infizieren Cyanobakterien.

Die Forschenden zeigten, dass die Pilze Cyanobakterien nicht nur abtöten, sondern diese auch in kürzere Stücke „zerhacken“, sodass sie von kleinen Lebewesen im Wasser leichter gefressen werden können. „Uns war klar, dass Chytridpilze das Wachstum von Cyanobakterien reduzieren können. Jetzt wissen wir, dass sie sie auch zu leichter Beute machen“, sagt IGB-Forscher Dr. Ramsy Agha, Leiter der Studie.

Pilze als Nahrungsergänzungsmittel für Zooplankton:

Die Forschenden zeigten außerdem, dass die parasitären Pilze selbst eine wertvolle Nahrungsergänzung für die Kleinstlebewesen im Gewässer sind. Chytridpilze enthalten verschiedene Fette und Öle, die ein wichtiger Bestandteil der Nahrung des Zooplanktons im Süßwasser sind und die in den Blaualgen nicht vorkommen. Parasitäre Pilze dienen daher als wichtige ernährungsphysiologische Verbindung zwischen verschiedenen Ebenen der aquatischen Nahrungsnetze.

Parasiten können also auch positive Wirkungen für aquatische Ökosysteme haben. „Die Vielfalt an Organismen und deren Zusammenspiel ist es, was funktionierende Ökosysteme ausmacht“, resümiert Professorin Justyna Wolinska, Leiterin der IGB-Forschungsgruppe Evolutionsökologie von Krankheiten.

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
„Forschen für die Zukunft unserer Gewässer“ ist der Leitspruch des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Das IGB ist das bundesweit größte und eines der international führenden Forschungszentren für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements.

Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels, die Renaturierung von Ökosystemen, der Erhalt der aquatischen Biodiversität sowie Technologien für eine nachhaltige Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. https://www.igb-berlin.de

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Dr. Ramsy Agha
Abteilung Ökosystemforschung
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agha(at)igb-berlin.de

IGB-Pressestelle
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T. Frenken, J. Wolinska, Y. Tao, T. Rohrlack, R. Agha (2020). Infection of filamentous phytoplankton by fungal parasites enhance herbivory in pelagic food webs. Limnology and Oceanography.
https://doi.org/10.1002/lno.11474

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