Viele Varianten führen zu weißem Laserlicht
Weiße Leuchtdioden (LEDs) haben als langlebige und stromsparende Lichtquellen Einzug in fast jeden Haushalt gehalten. Sie strahlen Licht in alle Richtungen gleichmäßig ab, während Laser gebündeltes Licht erzeugen – je nach Wellenlänge in unterschiedlichen Farben.
Schon vor drei Jahren stellte das Team um Chemieprofessorin Dr. Stefanie Dehnen von der Philipps-Universität Marburg und den Physiker Professor Dr. Sangam Chatterjee von der Justus-Liebig-Universität Gießen ein maßgeschneidertes Material vor, das die Vorzüge von weißen Leuchtdioden und Laser kombiniert:
Wird die Verbindung mit einem handelsüblichen Infrarotlaser angeregt, so strahlt es räumlich gerichtetes weißes Licht aus. „Diese Lichtquelle könnte einmal in der Mikroskopie oder für medizinische Anwendungen eingesetzt werden“, sagt Chatterjee voraus.
Aber wie erzeugt das neue Material gebündeltes Weißlicht? Dieser Fragestellung widmet sich in Mittelhessen eine eigene Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Das Team untersuchte eine ganze Serie ähnlicher Substanzen, deren Kern aus Zinnatomen in Kombination mit Schwefel- oder Selenatomen besteht; an die Zinnatome sind organische Seitengruppen geknüpft – die Fachleute sprechen von Substituenten. „Wir verfolgen das Ziel, die Bibliothek der verwendbaren Stoffe massiv auszuweiten und diese zu untersuchen“, erklärt Dehnen.
Die Forschergruppe erzeugte neun Verbindungen desselben Typs, in denen nur einzelne Bestandteile ausgetauscht wurden, vor allem die Seitengruppen. Mit einer Ausnahme eignen sich alle Verbindungen dazu, gerichtetes Weißlicht zu erzeugen – bei dieser Ausnahme handelt es sich um eine kristalline Verbindung.
„Die Entstehung des Weißlichts mithilfe der nicht-kristallinen Substanzen ist hingegen nach wie vor nicht geklärt“, sagt Dehnen. „Die neuen Einblicke helfen uns, zu verstehen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit gerichtetes Weißlicht entsteht. Wir widerlegen damit unter anderem unsere frühere Annahme, dass unbedingt eine aromatische Seitengruppe erforderlich sei.“
Unverzichtbar sei hingegen eine ausreichende Elektronendichte in diesem Substituenten, wie sie sich in einer einfachen ringförmigen Kohlenwasserstoffgruppe findet, erläutert Chatterjee.
Professor Dr. Sangam Chatterjee leitet die Arbeitsgruppe Spektroskopie und Optik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Professorin Dr. Stefanie Dehnen lehrt Anorganische Chemie an der Philipps-Universität Marburg; im Sommer 2019 ist sie in den Vorstand der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gewählt worden und wird dort ab Januar 2020 als Vizepräsidentin agieren.
Der Forschungscampus Mittelhessen ist eine hochschulübergreifende Einrichtung der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen, deren Aufgabe in der Stärkung der regionalen Verbundbildung in der Forschung, Nachwuchsförderung und Forschungsinfrastruktur liegt. Die Entwicklung zukunftsträchtiger Technologien und Materialien ist das zentrale Ziel der gemeinsamen Forschungsaktivitäten der Forschenden im Campus-Schwerpunkt „Materialforschung“. Website des Campus-Schwerpunkts „Materialforschung“: https://www.fcmh.de/mat
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Forschungsarbeiten durch ihre Forschungsgruppe 2824 sowie durch das Heisenberg-Programm.
Originalveröffentlichung: Eike Dornsiepen & al.: Controlling the White-Light Generation of [(RSn)4E6]: Effects of Substituent and Chalcogenide Variation, An-gewandte Chemie 2019, DOI: https://doi.org/10.1002/anie.201909981
Professorin Dr. Stefanie Dehnen
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-25751
E-Mail: dehnen@chemie.uni-marburg.de
Homepage: www.uni-marburg.de/fb15/ag-dehnen
Professor Dr. Sangam Chatterjee
Justus-Liebig-Universität Gießen
Tel.: 0641 99-33100
E-Mail: Sangam.Chatterjee@exp1.physik.uni-giessen.de
Originalveröffentlichung: Eike Dornsiepen & al.: Controlling the White-Light Generation of [(RSn)4E6]: Effects of Substituent and Chalcogenide Variation, An-gewandte Chemie 2019, DOI: https://doi.org/10.1002/anie.201909981
https://idw-online.de/de/news654099 (Pressemitteilung aus dem Jahr 2016 zum Weißlichtlaser)
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-marburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie
Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…
Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…
Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze
Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…