Quantentechnologie: Realisierung eines besonderen quantenmechanischen Zustandes von Materie

Photo des künstlichen Systems von 14 individuell gefangenen und präzise platzierten Atomen, in dem die topologische Phase realisiert worden ist. Institut d’optique, Palaiseau

Die allermeisten Zustände von Materie werden charakterisiert durch das Konzept der spontanen Symmetriebrechung. Beispiele sind Kristalle, in denen Atome periodisch angeordnet sind, oder Ferromagnete, deren magnetisches Moment eine spezielle Richtung auszeichnet.

Im Unterschied dazu sind topologische Phasen nicht durch eine solche Symmetriebrechung ausgezeichnet und sind nicht innerhalb dieses Konzeptes erklärbar. Beispiele für bekannte topologische Phasen sind sowohl der ganzzahlige als auch der fraktionale Quantenhall-Zustand, aber auch topologische Isolatoren, wie sie in Festkörpern unter speziellen Bedingungen auftreten.

Das nun erforschte künstliche System der Materie besteht aus Atomen, die in individuellen Fallen gefangen und zu Rydberg-Zuständen angeregt sind. In dem Experiment sind es bis zu 14 Atome.

Die starke Wechselwirkung zwischen diesen Rydberg-Zuständen führt dazu, dass der quantenmechanische Grundzustand dieser Teilchen durch eine solche topologische Phase bestimmt ist. Durch die Kontrolle über jedes einzelne Atom konnten die besonderen Eigenschaften dieser topologischen Phase gemessen werden.

Dazu gehören robuste Randzustände, ein charakteristisches Anregungsspektrum sowie ein nicht-lokaler Ordnungsparameter. Die experimentellen Beobachtungen, geleitet durch Prof. Antoine Browaeys am Institut d’optique, sind in exzellenter Überreinstimmung zu den theoretischen Vorhersagen der Arbeitsgruppe von Prof. Hans Peter Büchler.

Hans Peter Büchler ist Professor für theoretische Physik und Leiter des Instituts für Theoretische Physik III der Universität Stuttgart. Seine Arbeit über quantenmechanische Vielteilchensysteme wird vom Europäischen Forschungsrat (European Resarch Council, ERC) gefördert. Die aktuelle Forschung ist Teil des ERC Projektes SIRPOL und Bestandteil des EU Flagships für Quantentechnologie und fällt in das Gebiet der Quantensimulatoren. Sie wird an der Universität Stuttgart gemeinsam mit Gruppe von Prof. Antoine Browaeys am Institut d’optique der Université Paris-Saclay in Palaiseau betrieben.

Der Beitrag wurde am 1. August vom Science Journal publiziert:
https://science.sciencemag.org/content/early/2019/07/31/science.aav9105

Prof. Hans Peter Büchler, Institut für Theoretische Physik III der Universität Stuttgart, 0711 685 64975, buechler@theo3.physik.uni-stuttgart.de

https://science.sciencemag.org/content/early/2019/07/31/science.aav9105

Media Contact

Andrea Mayer-Grenu idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-stuttgart.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer