Wie es dem Epstein-Barr-Virus gelingt, sich in menschlichen Zellen zu verstecken

Dr. Andreas Moosmann, Dr. Chiara Rancan (rechts), Quelle: HMGU

„Wir haben vermutet, dass ein Protein hinter dem Tarnmechanismus von EBV steht“, sagt Dr. Andreas Moosmann von der Abteilung Genvektoren des Helmholtz Zentrums München. „Das Protein LMP2A kam uns von Anfang an ziemlich verdächtig vor. Das Virus kann Zellen auf verschiedene Art infizieren, und immer wieder taucht dabei auch LMP2A auf. Allerdings war bisher nie ganz klar, was das dem Virus eigentlich nützt“, fügt er hinzu.

Deshalb machte sich Moosmann, der gleichzeitig der Kopf der neu etablierten Forschergruppe Immunkontrolle der Virusinfektion des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung ist, auf die Suche nach Verbindungen zwischen LMP2A und dem Immunsystem. „Normalerweise exprimieren die Krebszellen nur wenige Proteine vom Virus selbst“, erklärt Dr. Chiara Rancan, Erstautorin der Studie, „und LMP2A ist meist mit dabei“. Ihre Experimente zeigten, dass krebsartige EBV-infizierte Zellen durch die Immunzellen viel besser erkannt wurden, wenn die Wissenschaftler das LMP2A künstlich ausschalteten.

Zirka 95% aller Menschen werden bis zum mittleren Alter mit EBV infiziert und tragen es lebenslang. Die meisten bleiben dennoch gesund. Allerdings gibt es verschiedene Krebsarten, die auf EBV zurückgehen. Dazu gehören das Nasopharynxkarzinom* und viele Fälle von Morbus Hodgkin*. Das Protein LMP2A könnte die Immunantwort gegen diese Krebsarten ebenfalls schwächen und somit zum Ausbruch der Erkrankung beitragen.

„Mit unserer Forschung wollen wir einen Beitrag leisten, die EBV-Erkrankungen besser zu verstehen“, sagt Moosmann. „Wir hoffen, damit neue Therapien möglich zu machen.“

Original-Publikation:
Rancan C, Schirrmann L, Hüls C, Zeidler R, Moosmann A (2015) Latent Membrane Protein LMP2A Impairs Recognition of EBV-Infected Cells by CD8+ T Cells. PLoS Pathog 11(6): e1004906. doi:10.1371/journal.ppat.1004906
Link zur Original-Publikation: http://dx.plos.org/10.1371/journal.ppat.1004906

Weiter Information
Nasopharynxkarzinom = Nasenrachenkrebs
Morbus Hodgkin = Lymphgranulomatose, ein bösartiger Tumor der weißen Blutkörperchen

Das Helmholtz Zentrum München http://www.helmholtz-muenchen.de/ verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Die selbstständige Abteilung Genvektoren (AGV) http://www.helmholtz-muenchen.de/en/agv/index.html untersucht das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein Mitglied der Herpesviren-Familie, das Auslöser der Infektionserkrankung Mononukleose und gleichzeitig mit zahlreichen Tumor- und Autoimmunerkrankungen assoziiert ist. Die Aufklärung molekularer Mechanismen des EBV und die Identifizierung der Immunreaktionen haben zum Ziel, neue Therapiekonzepte sowie Impf- und Präventionsstrategien zu entwickeln.

Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) http://www.dzif.de/ ist ein Forschungsverbund zur Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Ansprechpartner für die Medien

Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-2238 – Fax: 089-3187-3324 – E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Fachlicher Ansprechpartner

Dr. Andreas Moosmann , Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Genvektoren, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-1202 – E-Mail: andreas.moosmann@helmholtz-muenchen.de

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Media Contact

Susanne Eichacker idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer