Rostocker Biologen beginnen Expedition auf Spitzbergen

Luftbild Gletscherkante: Typische Luftbildaufnahme einer Gletscherkante beim Flug von Longyearbyen nach Ny-Alesund

Die Rostocker Biologen Nadine Borchhardt und Prof. Dr. Ulf Karsten – Lehrstuhl Angewandte Ökologie und Phykologie – sind am Sonntag in die Arktis aufgebrochen, um dort für zwei Wochen Biologische Bodenkrusten zu erforschen. Unterstützung erhalten Sie von ihrem Projektpartner, der Arbeitsgruppe Pflanzenökologie und Systematik der Universität Kaiserslautern.

Das gemeinsame Projekt über die Biodiversität, die ökologische Bedeutung und Leistungsfähigkeit von Biologischen Bodenkrusten der Polargebiete wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund einer halben Million Euro für drei Jahre gefördert. Insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs profitiert von der Förderung in Form von Promotionsstellen.

Biologische Bodenkrusten bestehen aus verschiedenen lebenden Organismen und deren Exkretionsprodukten – diese bilden eine meist nur millimeterdünne Vegetationsform. Als sogenannte “Haut der Erde“ hat diese Vegetationsschicht vielfältige, ökologisch wichtige Funktionen: Dazu zählen die Primärproduktion, die Stickstoff-Fixierung und Mineralisation, das Wasserhaltevermögen und die Stabilisierung von Böden.

Diese Pionier-Gemeinschaften werden meist durch Bakterien, Algen, Pilzen, Flechten und Moosen dominiert. Jedoch wurden Biologische Bodenkrusten bisher nur in ariden (trockenen) und semiariden (halbtrockenen) Lebensräumen erforscht, während aus den Polargebieten kaum Daten vorliegen.

Das wichtigste Ziel in diesem interdisziplinären Projekt ist nun also erstmalig die Untersuchung der Biodiversität sowie der Ökophysiologie der häufigsten Grünalgen und Bakterien (Cyanobakterien Taxa) in der Arktis. Denn Temperatur und Wasserverfügbarkeit stellen zwei Schlüsselfaktoren für terrestrische Organismen dar und verändern sich gegenwärtig in den Polarregionen aufgrund des Klimawandels. Deshalb wird ihr Einfluss auf Wachstum und Photosynthese vergleichend untersucht.

Die Daten werden zeigen, ob und wie der Klimawandel in der Arktis die Struktur und Leistungsfähigkeit von Schlüsselorganismen Biologischer Bodenkrusten beeinflusst. Weiterhin sollen erste Prognosen über die zukünftige Bedeutung der ökologischen Funktionen dieser Pioniergemeinschaften erstellt werden.

Die aktuellen Felduntersuchungen werden an unterschiedlichen Standorten in der arktischen Tundra um die Forschungsstation Ny-Alesund am Kongsfjorden (West-Spitzbergen) sowie um den Hauptort Longyearbyen durchgeführt. In Ny-Alesund konnten bereits große Flächen mit Biologischen Bodenkrusten nachgewiesen werden. Neben adäquater Ausrüstung müssen stets Gewehre mitgeführt werden, um im Notfall Eisbären abzuwehren. Dafür war neben der Expeditionsvorbereitung eine Schießausbildung zwingend notwendig!

Kontakt:

Prof. Dr. Ulf Karsten
Institut für Biowissenschaften
Angewandte Ökologie & Phykologie
Tel: +49 (381)  498 6090
Ulf.karsten(at)uni-rostock.de
 
Universität Rostock
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