Rentenmarkt: Wenig Rückenwind für Bondanleger

Der von den kräftigen Expansionssignalen in Amerika beflügelte globale Wachstumsoptimismus und die jüngsten Leitzinsschritte Großbritanniens und Australiens haben in den letzten Wochen die Bondrenditen weiter klettern lassen. Die mangels Teuerungsdruck zumindest auf Sicht niedrigen Notenbankzinsen der Fed und EZB sowie Ungewissheiten über die Aufschwungsdauer jenseits der Stimulierungsmaßnahmen der US-Regierung begrenzten indes die Verzinsung der 10jährigen US-Treasuries auf zuletzt gut 4,3 Prozent und der als europäische Benchmark fungierenden Bundesanleihen auf rd. 4,4 Prozent (ca. ein Prozentpunkt über dem Junitief).

Zwar dürfte die im 3. Quartal mit einem BIP-Plus von annualisiert 7,2 nach 3,3 Prozent mit der höchsten Rate seit 19 Jahren expandierende US-Wirtschaft kaum nachhaltig mit gleichem Tempo voranpreschen. Allerdings nähren die Frühindikatoren (z.B. ISM Manufacturing Oktober 57,0 nach 53,7 bzw. Services 64,7 nach 63,3 Punkte) Hoffnungen auf eine weitere Stabilisierung am Arbeitsmarkt, die dem Aufschwung ein nachhaltiges Momentum verleihen sollte. Die Furcht der Rentenakteure vor einer konjunkturellen Überhitzung wird jedoch durch die nach dem Feuerwerk der letzten Monate etwas gedämpfteren Konsumaussichten gemildert. Zudem lag die Kernrate der Inflation im September bei lediglich 0,2 %. Dies erlaubt Fed-Chef Greenspan, mit mehr Geduld als üblich die Konjunkturstärkung bei einem Niedrigstleitzins von 1,0 Prozent abzuwarten.

Da selbst Japan inzwischen spürbare Besserungssignale aussendet (3. Quartal BIP annualisiert +2,2 nach +3,9 Prozent), ist auch für die Eurozone auf Basis der Nachfrage aus stärker wachsenden Weltregionen mit einem sukzessiven Aufstieg aus der Talsohle (3. Quartal +0,4 nach minus 0,1 Prozent) zu rechnen. Dennoch konzediert z.B. die EU-Kommission mit ihrer Wachstumsschätzung 2003/04 (+0,4 bzw. +1,8 Prozent) eine spürbare Dynamiklücke zu den USA, wobei vor allem die Binnenkonjunktur durch mangelnde Strukturanreize gebremst bleibt, während der gestärkte Euro vorhandene externe Nachfrageimpulse abschwächt. Per saldo erwartet die EZB in diesem Umfeld nicht zuletzt öl- und nahrungsmittelbedingt erst auf mittlere Sicht Euro-Inflationsraten von knapp unter 2 Prozent (Oktoberrate vorläufig 2,1 Prozent), wodurch aber ähnlich wie beim Geldmengenwachstum (M3 im September +7,4 nach +8,2 Prozent) noch kein Handlungsbedarf für die Währungshüter entsteht.

Insgesamt bleiben längerfristige Engagements in festverzinslichen Wertpapieren angesichts der international zunehmenden Konjunkturzuversicht (ungeachtet periodisch aufflackernder Nachhaltigkeitsskepsis) anfällig für Kursenttäuschungen. Zwar sind aktuell die Teuerungspotenziale durch hohen internationalen Wettbewerbsdruck der Unternehmen limitiert, allerdings dürften die Notenbanken mit Blick auf die schuldeninduzierten Inflationsbefürchtungen nur noch begrenzte Zeit weitere Leitzinsdiskussionen aufschieben können. Insofern sollten bei Neuanlagen etwas kürzere Fristen vorerst favorisiert bleiben.

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