Übergewicht erschwert Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft

Fettleibigkeit in der Schwangerschaft ist jedoch mit Risiken für Mutter und Kind verbunden. Zudem liefern Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge bei fettleibigen Frauen oft wenig aussagekräftige Bilder: die Ultraschallsignale können nicht tief genug in den Bauch eindringen.

Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) geben nun Tipps, wie Frauenärzte trotz der schwierigen Ausgangssituation verwertbare Ultraschallbilder erzielen können.

„Mehrere Studien belegen, dass mit dem Ausmaß der Fettleibigkeit der werdenden Mutter auch die Häufigkeit von Fehlbildungen beim Kind, wie etwa Herzfehler, sogenannte Neuralrohrdefekte wie der „offene Rücken“ und Fehlbildungen an Armen und Beinen deutlich zunehmen“, sagt Professor Dr. med. Ulrich Gembruch, Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin am Universitätsklinikum Bonn. Solche Fehlbildungen können durch Ultraschallaufnahmen normalerweise gut erkannt werden. Problematisch sei aber, dass diese Untersuchung ausgerechnet bei adipösen Patientinnen häufig keine guten Ergebnisse liefert.

Der Experte verweist auf eine jüngst im Fachmagazin „Seminars in Perinatology“ erschienene Publikation. Die amerikanische Wissenschaftlerin Beryl Benacerraf, Ultraschallexpertin und Professorin für Radiologie an der Harvard-Universität, kommt hierin zu dem Schluss, dass vor allem in der frühen Phase der Schwangerschaft ein Ultraschall bei adipösen Frauen wenig brauchbare Bilder bringt. Dies zeigt sie unter Berufung auf mehrere Studien am Beispiel Herzfehler auf. Angeborene Herzfehler zählen zu den verbreitetsten gesundheitlichen Störungen von Neugeborenen. Häufig seien mehrere Untersuchungen notwendig, nur um Bilder begrenzter Qualität zu bekommen, berichtet Benacerraf.

Um dies zu verbessern, schlägt sie unter anderem vor, die Ultraschalluntersuchung bei fettleibigen Schwangeren in sitzender Position durchzuführen – und zwar oberhalb des nach unten hängenden Bauches. Möglich sei auch die Seitenlage; in diesem Fall könne der Arzt ein Bild über die Leiste und die Flanke, also die seitliche Bauchregion der Frau, machen. Auch die Nabelregion bietet manchmal ein gutes Schallfenster.

„Grundsätzlich geht es darum, eine möglichst kurze Distanz zwischen dem Fötus im Uterus beziehungsweise seinen Organen und der Ultraschallsonde herzustellen“, erklärt Professor Dr. Gembruch. Darüber hinaus sei bei adipösen Frauen oft ein Vaginal-Ultraschall sinnvoll, insbesondere im späten ersten Schwangerschaftsdrittel. Ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft könne der Arzt auch durch äußere Einwirkung versuchen, den Fötus in eine für die Sonografie geeignete Position zu bringen.

„Trotz technischer Fortschritte sind Ultraschallaufnahmen bei stark übergewichtigen schwangeren Frauen eine große Herausforderung“, sagt Gembruch. „Im Zweifelsfall sollten mehrere Bilder von verschiedenen Positionen aus gemacht werden“, rät der DEGUM-Experte. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Eltern im Internet unter: www.degum.de

Literatur:
The use of obstetrical ultrasound in the obese gravida
Benacerraf, B. in: Seminars in Perinatology 2013; 37:345–347
Übergewicht und Adipositas in Deutschland, Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)
Mensink, G.B.M., Schienkiewitz, A., Haftenberger, M., Lampert T., Ziese, T., Scheidt-Nave, C.: Bundesgesundheitsbl 2013; 56:786–794

http://edoc.rki.de/oa/articles/rec5I0tIFMfd2/PDF/23JuqX9byg62Q.pdf

Internet:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
http://www.degum.de
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Pressestelle
Irina Lorenz-Meyer
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-642/-552
Fax: 0711 8931-984
lorenz-meyer@medizinkommunikation.org

Media Contact

Anna Julia Voormann idw

Weitere Informationen:

http://www.degum.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer