Energiewende vergisst Wärme und Verkehr

Endenergiebereitstellung in TWh nach Sektoren und regenerative Anteile 2010 bis 2012<br>

Im Wahlkampf wurden bestimmte Einzelthemen zugespitzt, um griffige Wahlkampfaussagen zu generieren. Die Herausforderungen beim Umbau der Energiewirtschaft bleiben jedoch bestehen und müssen nun in der kommenden Legislaturperiode bewältigt werden.

In Bild 1 sind die Erfolge der Energiewende hin zu höheren regenerativen Anteilen der letzten drei Jahre dargestellt. Eine Stromwende ist bereits sichtbar – von einer „Wärmewende“ oder auch „Mobilitätswende“ kann jedoch angesichts stagnierender regenerativer Anteile von 10,4 bzw. 5,5 % nicht gesprochen werden.

Insbesondere im Wärmesektor mit einem Anteil von über 53 % am Endenergieumsatz bleiben die regenerativen Anteile unverändert. Die Ursache hierfür liegt hauptsächlich in der niedrigen Modernisierungs- und noch niedrigeren Neubauquote im Gebäudebestand von jeweils unter 1 % pro Jahr. Nimmt man das Ziel der Wärmewende mit einer Reduktion um 80 % der fossil getragen Wärmebereitstellung im Gebäudesektor bis zum Jahre 2050 ernst, müssen verstärkt Maßnahmen für den Gebäudebestand ergriffen werden. Neben der Verbesserung der Gebäudehülle kommt der dezentralen regenerativen Wärmebereitstellung im Gebäudesektor eine Schlüsselrolle zu.

In einer Arbeit an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft wurde zum Beispiel das Potenzial der solarthermischen Wärmebereitstellung im Gebäudesektor mit einer Wohneinheit aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen technische Reduktionspotenziale von bis zu 25 % des Wärmeverbrauchs für diesen Bereich – aktuell liegt der solarthermisch gedeckte Anteil unter 2 %. Im Gegensatz zur viel diskutierten photovoltaischen Wärmebereitstellung können 2 bis 4-fach höhere Flächenerträge erreicht werden; weiterhin werden die Stromnetze in Zeiten geringer Einstrahlung und erhöhtem Wärmebedarf der Gebäude nicht auch noch zusätzlich belastet.

Schafft es die neue Bundesregierung, im Verkehrs- und insbesondere im dominierenden Wärmesektor Erfolge zu erzielen, darf man der „deutschen Energiewende“ eine Vorbildfunktion auf breiter Ebene in Europa zusprechen. Beschränkt sich die Umsetzung jedoch weiter ausschließlich auf den Stromsektor mit seinem Anteil von weniger als 23 % im Energiemix, muss man sich am Ende vorwerfen lassen, die Energiewende einseitig vorangetrieben zu haben.

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