Sechs Millionen Euro für die Erforschung gestörten Sozialverhaltens bei Mädchen

Die Anzahl von Mädchen mit SSV steigt in westlichen Gesellschaften wie der EU in den letzten Jahren deutlich an. Typische Probleme sind Teenager-Schwangerschaften, Integrationsprobleme im Arbeitsleben, Drogenmissbrauch, Kriminalität und chronische Gesundheitsprobleme.

Die Erkrankung ist auch für eine Vielzahl von Schulabbrüchen verantwortlich. Eine groß angelegte Studie mit insgesamt 17 beteiligten Forschungsinstituten (siehe Tabelle im Anhang) aus acht EU-Staaten will jetzt die Grundlagen dieser Störungen erforschen, um eine verbesserte Therapie zu ermöglichen. Das Projekt mit dem Namen FemNAT-CD wird geleitet von Prof. Christine M. Freitag, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Frankfurt.

Die Organisatoren der Studie hatten sich für das EU-Förderprogramm FP7-Health-2013-Innovation beworben. Wie jetzt mitgeteilt wurde, konnte sich das Vorhaben gegen 26 weitere Anträge aus der EU durchsetzen. Vorrausichtlich ab dem 4. Quartal 2013 wird das Forschungsprojekt über einen Zeitraum von vier Jahren mit insgesamt 5.999.241 Euro gefördert. „Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt gemeinsam mit unsern Partnern die Möglichkeit haben, die Störungen des Sozialverhaltens bei Mädchen umfassend zu erforschen und noch besser zu verstehen. Damit schaffen wir die Basis, den betroffenen Mädchen durch eine optimierte Therapie helfen zu können“, erklärt Prof. Freitag.

Erforschung von Ursachen und Therapiemöglichkeiten

Die multizentrische Studie untersucht Mädchen mit SSV zwischen der späten Kindheit und dem Ende der Pubertät. Bisher liegen Erkenntnisse zu Ursachen, Verlauf und Behandlungsoptionen von Patienten überwiegend aus Studien mit Jungen vor. Auch wenn SSV häufiger bei Jungen als bei Mädchen vorkommen, leiden auch etwa ein bis drei Prozent der Mädchen hieran. In vielen Fällen folgen für die Betroffenen hieraus negative Perspektiven und deutliche Einschränkungen in der psychosozialen Entwicklung.

Konkret werden in der Studie unter anderem die neurobiologischen Mechanismen untersucht, die der Krankheit zugrunde liegen. In welchem Verhältnis stehen genetische Prägung und Umwelteinflüsse? Welche Rolle spielen das Autonome Nervensystem und das Stresshormonsystem? Außerdem werden neurokognitive Aspekte unter die Lupe genommen. Wie funktionieren bei den betroffenen Mädchen die Emotionsregulation und -verarbeitung?

Neben dieser Ursachenforschung will die Studie auch erfolgversprechende Therapieoptionen evaluieren. Besondere Aufmerksamkeit wird hier der – an die SSV angepassten – dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) gewidmet. Mit dieser Behandlung soll die Emotionsregulation verbessert werden.

Erklärtes Ziel der Studie ist es zudem, das gewonnene Wissen über die Erkrankung und ihre erfolgreiche Therapie einem breiten Publikum aus Fachleuten und Betroffenen zur Verfügung zu stellen.

Media Contact

Ricarda Wessinghage idw

Weitere Informationen:

http://www.kgu.de

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