Mit dem Brutkasten in das MRT

Mit dem neuen Inkubatorsystem, dem dritten dieser Art in Deutschland überhaupt, kann das Team der UKJ-Kinderradiologie um Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel (r.) nun auch Frühgeborene im MRT untersuchen.<br><br>Foto: UKJ/Szabo<br>

Die medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wurde jetzt deutlich ausgebaut: Am Thüringer Universitätsklinikum können nun auch Früh- und Neugeborene mit der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht werden, für die zuvor eine MRT-Untersuchung zu belastend gewesen wäre.

Möglich wird dies durch ein neues MR-taugliches Inkubatorsystem, mit dem die Frühgeborenen direkt im MRT-Gerät untersucht werden können. Während der Untersuchung bleiben die Kinder dabei in dem speziellen Brutkasten. Es ist das erste System dieser Art in Thüringen, bundesweit gibt es nur zwei weitere Kliniken (Tübingen und Essen), die über ein solches System verfügen.

UKJ ist erste Klinik in Thüringen mit neuem System

„Bislang konnten die Frühgeborenen nicht im MRT untersucht werden, da sie den Schutz im Inkubator unbedingt benötigen und diesen aufgrund ihrer körperlichen Unreife nicht verlassen konnten. Eine Untersuchung im MRT ohne die schützende Umgebung des Inkubators hätte ist für diese Kinder eine zu große Belastung dargestellt.

Jetzt können wir die Kinder mit dem neuen Inkubatorsystem direkt im MRT unserer Kinderradiologie untersuchen, da das System den Schutz der Kinder garantiert und so konstruiert ist, dass es mit dem MRT kompatibel ist. Die Inkubatoren, die auf den Stationen genutzt werden, sind für eine solche Untersuchung im MRT nicht ausgestattet“, erklärt der Leiter der Sektion Kinderradiologie Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel am Universitätsklinikum Jena.

Untersuchungsspektrum enorm erweitert

Für die MRT-Untersuchung werden die Frühgeborenen direkt auf der Frühgeborenen-Intensivstation des UKJ von den Inkubatoren auf der Station in den „MRT-Inkubator“ verlegt und in diesem dann im MRT untersucht. „Sie verbleiben somit geschützt im Inkubator, die nötige Temperatur und das spezielle Klima des Brutkastens und eine ideale Überwachung sind auch während der Untersuchung im MRT permanent gesichert“, erklärt Prof. Mentzel. Das Untersuchungsspektrum kann mit Hilfe des MR-Inkubators enorm erweitert werden.

„Gerade bei speziellen Hirnerkrankungen werden nun die bisherigen Möglichkeiten des Ultraschalls verbessert. So können z.B. auch kleinste Gehirnveränderungen sicher erkannt und deren Ursachen diagnostiziert werden.“ Auch für Erkrankungen des Brust- und Bauchraums der sehr kleinen Frühgeborenen versprechen sich die Jenaer Kinderradiologen eine deutliche Erweiterung des diagnostischen Spektrums.

Prof. Dr. James Beck, Direktor der Kinderklinik am UKJ, ist glücklich über diese Ausstattung der Jenaer Kinderradiologie: „Die MRT-Untersuchungen ergänzen das bisherige Untersuchungsspektrum enorm. Davon profitieren unsere kleinsten Patienten sehr. Und natürlich können wir auch den Eltern in dieser Ausnahmesituation noch präzisere Auskunft geben.“ Möglich sind MRT-Untersuchungen nun bei Kindern ca. ab der 24. Schwangerschaftswoche bis zu einem Gewicht von fünf Kilogramm.

Generell gelten Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, als Frühgeborene. In Deutschland kommen jährlich rund 50.000 Kinder vor dem errechneten Entbindungstermin zur Welt. Prof. Mentzel erklärt: „Es ist auch denkbar, dass Frühgeborene aus anderen Kliniken hier in unserer Kinderradiologie untersucht werden.“
Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel
Sektion Kinderradiologie, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie I, Zentrum für Radiologie, Universitätsklinikum Jena
Telefon: 03641/938337
E-Mail: hans-joachim.mentzel@med.uni-jena.de

Media Contact

Stefan Dreising idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer