Radioaktives Arzneimittel ermöglicht die Diagnostik von Knochenmetastasen

Verschiedene Krebserkrankungen können Absiedlungen (Metastasen) in Knochen bilden. Die heute gängige Methode, Knochenmetastasen nachzuweisen, ist die Skelettszintigraphie. Für Knochenmetastasen werden üblicherweise Radiopharmaka verwendet, die mit dem Radionuklid Technetium (Tc-99m) markiert sind, einem künstlichen radioaktiven Metall.

Technetium-99m wird weltweit in einer begrenzten Anzahl von Forschungsreaktoren hergestellt. In der jüngsten Vergangenheit kam es – bedingt durch das Alter dieser Reaktoren – wiederholt zu Versorgungsengpässen mit Technetium-99m, die auch die Patientenversorgung hinsichtlich der nuklearmedizinischen diagnostischen Möglichkeiten der Skelettszintigraphie stark beeinträchtigte. Diese Situation war die Motivation für das HZDR, eine Zulassung für das radioaktiv markierte Natriumfluorid ([18F]NaF) mit dem Arzneimittelnamen NaFRos zu beantragen, mit dem ebenfalls Knochenmetastasen nachgewiesen werden können, und dies mit hoher Sensitivität. Mit der Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte kann das HZDR das radioaktiv markierte Natriumfluorid nun auch an andere nuklearmedizinische Einrichtungen abgeben – zuvor konnte die Substanz nur im eigenen Haus an Patienten angewendet werden.

Radiopharmaka für die Knochenszintigraphie dienen zum Nachweis von Knochenarealen mit erhöhtem Knochenstoffwechsel und reichern sich in Knochenmetastasen oder verletztem Knochengewebe drei bis zehn Mal mehr an als im normalen Knochengewebe. NaFRos übertrifft mit seiner absoluten Anreicherung in Knochengewebe sogar Radiopharmaka auf Technetium-99-Basis um circa das Doppelte, weshalb der Einsatz von NaFRos weitere Vorteile im Vergleich zu den gängigen Radiopharmaka mit sich bringt.
Dr. Frank Füchtner, der zuständige Leiter für die Herstellung von radioaktiven Arzneimitteln im HZDR, sagt: „Mit unserem zugelassenen Radiopharmakon NaFRos werden sowohl Nachweis wie auch Aussagen zur Lokalisation von Knochenmetastasen verbessert und wir erhoffen uns, dass so auch die Therapie von Patienten entscheidend zielgerichtet beeinflusst wird. Für uns ist aber auch wichtig, dass wir mit unserem Mittel eine zuverlässige Diagnostik von Knochenmetastasen sicherstellen können, die abgekoppelt ist von der nicht immer sichergestellten Verfügbarkeit von Technetium.“

Wie jedes radioaktive Arzneimittel, so gibt auch bei NaFRos die Halbwertszeit des enthaltenen Radionuklids die Reichweite des Vertriebswegs vor. Es können Kliniken, die über eine PET-Kamera verfügen, im Umkreis von rund 250 km beliefert werden. Durch die Abgabe von Radiopharmaka unterstützt das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) eine moderne Krankenversorgung.

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf betreibt gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Dresden ein PET-Zentrum (Positronen-Emissions-Tomographie). PET ist ein modernes nuklearmedizinisches Verfahren, bei dem die Verteilung von zuvor applizierten Radiopharmaka im Körper des Patienten mit einer PET-Kamera mit hoher Sensitivität gemessen werden kann. Die PET-Bilder lassen genaue Aussagen zu Lokalisation und Stoffwechselverhalten von Tumoren und Metastasen zu. Dazu können im HZDR 13 verschiedene Substanzen unter pharmazeutischen Bedingungen („Gute Herstellungspraxis“) hergestellt und im PET-Zentrum vor allem auf dem Gebiet der Tumor-Diagnostik angewandt werden. Mehr als 1.000 Patienten werden hier jährlich untersucht. NaFRos ist die zweite arzneimittelrechtlich zugelassene Substanz, die das HZDR nun auch an andere nuklearmedizinische Einrichtungen abgeben kann. Den Vertrieb übernimmt wieder die ROTOP Pharmaka AG, ein eingespielter Partner auf dem Standort.

Weitere Informationen
Dr. Frank Füchtner | Prof. Jörg Steinbach
Institut für Radiopharmazie
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Tel.: 0351 260-2804 | -3170
f.fuechtner@hzdr.de | j.steinbach@hzdr.de

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Pressesprecherin
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01328 Dresden

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) hat das Ziel, langfristig ausgerichtete Spitzenforschung auf gesellschaftlich relevanten Gebieten zu leisten. Folgende Fragestellungen stehen hierbei im Fokus:
• Wie verhält sich Materie unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
• Wie können Tumorerkrankungen frühzeitig erkannt und wirksam behandelt werden?
• Wie nutzt man Ressourcen und Energie effizient und sicher?

Zur Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragen werden fünf Großgeräte mit teils einmaligen Experimentiermöglichkeiten eingesetzt, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.

Das HZDR ist seit 1.1.2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Es hat vier Standorte in Dresden, Leipzig, Freiberg und Grenoble und beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter – davon ca. 400 Wissenschaftler inklusive 140 Doktoranden.

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Dr. Christine Bohnet Helmholtz-Zentrum

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