Wie und warum wirkt eine Radontherapie?

In einem neuen Forschungsprojekt unter Federführung der GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH in Darmstadt sollen die entzündungshemmende, therapeutische Wirkung und die Risiken einer Radontherapie untersucht werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Forschungsprojekt Grewis (Genetische Risiken und entzündungshemmende Wirkung von ionisierender Strahlung) mit drei Millionen Euro in den nächsten dreieinhalb Jahren.

Forschungspartner von GSI sind die Technische Universität Darmstadt, die Universitäten Frankfurt und Erlangen sowie das Bundesamt für Strahlenschutz.

Untersucht werden sollen die Langzeitwirkungen einer Strahlenexposition mit niedrigen Radon-Strahlendosen und die für den therapeutischen Nutzen wichtigen Mechanismen der Entzündungshemmung.

Patienten unterziehen sich einer Radontherapie für chronisch entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie zum Beispiel Rheuma, sowie der Atemwege und der Haut. Dazu begeben sie sich in Bergstollen, in denen natürlicherweise eine erhöhte Radonkonzentration vorhanden ist. Die Wirkungsweise ist bisher weitgehend unbekannt. Das neue Forschungsprojekt hat zum Ziel, den Wirkmechanismus von Radon zu klären und auf ein solides wissenschaftliches Fundament zu stellen. Außerdem sollen Risiken wie etwa die Gefahr der Krebserzeugung durch niedrige Strahlendosen des Radons besser abgeschätzt werden. Dies betrifft neben Radontherapie-Patienten vor allem die Bevölkerung in ehemaligen Abbaugebieten von Uranerzen.

„Geplant ist der Bau einer Radon-Kammer, in der Zellkulturen der Radon-Strahlung ausgesetzt werden können“, berichtet Dr. Claudia Fournier aus der Abteilung Biophysik bei GSI, die Leiterin des Projekts. „Durch Untersuchung der Erbinformation der bestrahlten Zellen sollen Rückschlüsse auf die schädigende Wirkung sowie mögliche Langzeitfolgen gewonnen werden. Für ausgesuchte Fragestellungen werden auch rheumatische Mäuse bestrahlt, um die physiologischen Gegebenheiten im Patienten zu simulieren.

Die therapeutische Wirkung von Radon in der Entzündungshemmung soll mit der von Röntgenstrahlung und der in der Tumortherapie erfolgreich eingesetzten Schwerionenstrahlung verglichen werden. Um die therapeutische Wirkung des Radons, die um Wochen verzögert auftritt und dann Monate lang anhält, zu verstehen, müssen die zellulären und molekulare Wirkungsmechanismen aufgeklärt werden.“ Auch ein möglicher Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung soll untersucht werden. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, bestehende Therapien anzupassen und zu optimieren.

In dem Projekt Grewis werden wissenschaftliche Techniken und Kenntnisse verschiedener Institute zusammengebracht – auch von Fachleuten, die bisher keine Strahlenbiologie betreiben. Das Projekt ist eines der zentralen Forschungsprojekte des Strahlenbiologischen Zentrums Darmstadt, das für Wissenschaftler von GSI und der Technischen Universität Darmstadt den Rahmen für gemeinsame Forschung und Lehre zu aktuellen strahlenbiologischen Themen und Problemen bildet. Die Auseinandersetzung von jungen Wissenschaftlern mit den vielseitigen Aspekten der Radon-Problematik soll durch den Einsatz von Doktoranden und Postdocs besonders gefördert werden.

Media Contact

Dr. Ingo Peter Helmholtz-Zentrum

Weitere Informationen:

http://www.gsi.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer