Nano-Diamanten in Öl

Forscher isolieren Cyclohexamantan, ein großes,

Diamant-ähnliches Molekül, aus Erdöl

Auch wenn sie nicht als Juwelen für die Freundin geeignet sind, zählen sie trotz ihrer Nanometer-Dimensionen letztlich doch zu den Diamanten: Cyclohexamantan-Moleküle gehören zur Verbindungsklasse der Diamondoide, ungewöhnlicher Kohlenwasserstoffe, deren käfigartig angeordnete Kohlenstoffatome einem Ausschnitt aus der Kristallstruktur von Diamant entsprechen. Forscher des Ölkonzerns ChevronTexaco fanden diese Nano-Diamanten vor kurzem in Rohöl.

Der einfachste Diamandoid heißt Adamantan und besteht aus zehn Kohlenstoffatomen, die genau einer einzelnen „Zelle“ der Diamant-Struktur entsprechen. Über 20 verschiedene höhere Diamondoide, die aus bis zu elf Adamantan-Einheiten aufgebaut sind, konnten Jeremy E. P. Dahl und seine Mitstreiter identifizieren.

Nun haben Dahl und Forscherkollegen von ChevronTexaco, von mehreren amerikanischen und europäischen Universitäten sowie von Pfizer und BP einen speziellen Vertreter der Diamondoide, Cyclohexamantan, isoliert, genauer charakterisiert und dessen postulierte Struktur verifiziert. 26 Kohlenstoffatome bilden, wie erwartet, das Cyclohexamantan-Gerüst, sechs Adamantan-Einheiten sind so zu einem scheibenförmigen Molekül verschmolzen. An den Ecken ist der Kohlenstoff-Käfig mit insgesamt 30 Wasserstoffatomen abgesättigt.

Juweliere werden sich für Diamondoide zwar nicht begeistern können, Wissenschaftler sind dagegen fasziniert von den Nano-Diamanten, die nicht nur die Struktur mit ihren makroskopischen Vettern gemein haben, sondern auch deren außergewöhnliche Festigkeit und Stabilität. Gleichzeitig bieten die verschieden aufgebauten Moleküle eine enorme strukturelle Vielfalt. Da ihre Eckatome prinzipiell mit den verschiedensten funktionellen Gruppen versehen werden können, ist ebenso eine große chemische Vielseitigkeit gegeben. Diamondoide gelten damit als ideale Bausteine für die Nanotechnologie. Auch pharmakologische Anwendungen sind denkbar.

„Bisher ist es nicht gelungen, Cyclohexamantan auf synthetischem Wege herzustellen,“ berichtet Dahl. „Erdöl ist die bisher einzige bekannte Quelle. Wie Cyclohexamantan dort entstand, ist bislang unbekannt. Der Reaktionsweg, auf dem sie gebildet wurden, könnte aber im Prinzip zu noch größeren Diamondoiden geführt haben – bis hin zu mikrokristallinen Diamanten. Diese Hypothese prüfen wir derzeit.“

Kontakt: Prof. J. E. P. Dahl
ChevronTexaco Energy Research & Technology Co.
P.O. Box 1627
Richmond
CA 94802
USA

Fax: (+1) (510) 242-1954
E-Mail: EDAH@ChevronTexaco.com

Angew. Chem. 2003, 115 (18), 1976 – 1979

ANGEWANDTE CHEMIE
Postfach 101161
D-69451 Weinheim
Tel.: 06201/606 321
Fax: 06201/606 331
E-Mail: angewandte@wiley-vch.de

Media Contact

Dr. Renate Hoer idw

Weitere Informationen:

http://www.angewandte.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer