Blutegel verändern Spürverhalten
Forscher des California Institute of Technology (Caltech) haben herausgefunden, dass Blutegel im Laufe ihres Lebens nicht nur ihre Beute, sondern auch ihr Jagdverhalten ändern. Ihr sensorischer Wahrnehmungschwerpunkt wandert dabei von den Augen zu den Fühlerhärchen auf ihrer Hautoberfläche.
Sensorhaare und Augenpaare
Die Egel wechseln im Laufe der Zeit ihre Wirtspräferenz. Junge Tiere laben sich bevorzugt an Fischen und Amphibien, erwachsene Tiere hingegen präferieren das reichhaltigere Blut von Säugetieren. Die kalifornischen Wissenschafter haben nun ermittelt, dass mit der Änderung der Nahrungsmittellieferanten auch eine Änderung im Spürverhalten einhergeht.
Die Gürtelwurm-Spezies verlässt sich auf der Suche nach Wirten auf zwei verschiedene Sinnesorgane. Kleine Sensorhärchen auf der Hautoberfläche informieren die Tiere über Wellenbewegungen, die das Eindringen von potenziellen „Opfern“ ins Gewässer anzeigen. Fünf Augenpaare nehmen die von den Wellen erzeugten Schatten am Boden wahr und bieten ebenfalls Orientierung.
Sinneswandel
Die Caltech-Forscher haben nun an Gruppen älterer und jüngerer Tiere getestet, wie und wann welche Sensoren besonders angesprochen werden. Dabei wurden die „Probanden“ jeweils mechanisch erzeugten Wellen, wellenartigen Schatten und beiden Reizen zugleich ausgesetzt. Auf die separaten Reize sprachen sowohl die jungen als auch die alten Blutegel jeweils gleich an.
Wurden die Wellen jedoch mit den Schatten kombiniert, so konnten deutliche Unterschiede beobachtet werden. Im Gegensatz zu ihren juvenilen Artgenossen reagierte bei den erwachsenen Egeln ausschließlich die mechanische Sensorik, also die Fühlerhärchen auf ihrem Körper.
Dies ist für die Forscher umso erstaunlicher, da sich beide Wahrnehmungssysteme im Laufe des Wachstums der Blutsauger nicht merklich verändern. Es legt den Schluss nahe, dass sich stattdessen die Wahrnehmung der einzelnen Sinne unterschiedlich entwickelt. „Während sie erwachsen werden, beginnen die Tiere damit, einem Sinn mehr Aufmerksamkeit zu widmen als dem anderen“, erklärt es die Biologin und Studienleiterin Cynthia Harley.
Schon lange im Einsatz
Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) kommt in Europa zunehmend selten vor. Die Süßwasserbewohner erreichen eine Länge von bis zu 15 Zentimeter und können etwa 30 Jahre alt werden. Sie finden bereits seit Jahrhunderten Verwendung bei verschiedenen Heil- und Behandlungsverfahren. Im schulmedizinischen Bereich werden sie vor allem zur Beschleunigung von Wundheilung und zur Förderung des Blutflusses nach Transplantationen eingesetzt. Einmal vollgesaugt, kann ein Blutegel bis zu einem Jahr lang von seinen Reserven zehren.
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http://www.caltech.eduAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
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