Ist Handy-Strahlung krebserregend?

Institut für Biophysik der Universität Hannover an EU-Projekt beteiligt / Erste Ergebnisse

Wir schädlich sind elektromagnetische und Hochfrequenzstrahlen für den Menschen? Während Bürgerinitiativen gegen Handysendemasten mobil machen und vor Krebsgefahr sprechen, wiegelt die Industrie ab – noch sei nicht nachgewiesen, das beispielsweise das häufige Telefonieren mit Handys Krebs auslöst. „Bislang gibt es keine sauberen Daten“, sagt auch Prof. Hans-Albert Kolb vom Institut für Biophysik der Universität Hannover.

Doch das soll sich ändern. Insgesamt 14 Arbeitsgruppen aus sechs Ländern arbeiten in einem EU-Projekt, das klären soll, wie elektromagnetische, magnetische und Hochfrequenzstrahlung auf die Produktion von Proteinen in der Zelle und damit die Genexpression wirkt. „Alle Gruppen arbeiten mit derselben Technologie“, betont Prof. Kolb. So könnten alle Messungen von anderen Teams nachgemessen und kontrolliert werden. Für die Objektivität der Messungen bürgt noch ein Zweites: „Wir arbeiten doppel-blind“, erläutert Prof. Kolb. In diesem Fall bedeutet dies, dass parallel zwei Messungen stattfinden – der Versuchsaufbau ist in Stahlboxen verpackt und in nur einer ist tatsächlich ein Kraftfeld vorhanden. Nur die Produktionsgesellschaft der Boxen in Zürich weiß, in welcher Box das Feld ist. Erst nach einer Messung wird den Wissenschaftler mitgeteilt, in welcher Box das Kraftfeld anliegt.

„Nach ersten Ergebnissen wissen wir sicher, dass es unter Einfluss von Magnet- oder Hochfrequenzfeldern zu Schäden an der DNA kommt und dass Stressproteine produziert werden“, sagt Prof. Kolb. Doch ob wirklich Krebs entsteht, will der Biophysiker aus diesen Ergebnissen nicht schlussfolgern. „Das wäre Spekulation.“ Denn die Reparaturkräfte des Körpers könnten diese Schäden an der DNA offenbar beheben. Klar scheint vorerst nur eines: Sind Zellen bereits geschädigt, dann wird diese Schädigung durch den Einfluss der Strahlung nicht linear erhöht, sonders steigt um ein Vielfaches. Und trotz Reparatur des Körpers ist nicht auszuschließen, dass an einzelnen Zellen eine Restschädigung zurückbleibt, auch wenn die Zelle zunächst „normal“ funktioniert.

„Wir werden jetzt versuchen, Nachweise für Strahlungseinflüsse auf der Funktionsebene der Zellen zu finden“, sagt Prof. Kolb. Denn noch ist weder klar, wo genau in der Zelle die Strahlung trifft, noch wie groß eventuelle Restschäden in der Zellfunktion durch die Störung der DNA ist.

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Hans-Albert Kolb Universität Hannover

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