Medikamente aus genetisch veränderten Pflanzen im Kliniktest

Mit der klinischen Studie wollen Forscher die Sicherheit von Antikörpern testen, die der Übertragung von HIV Einhalt gebieten können. So ließe sich aus den Antikörpern beispielsweise ein Vaginalgel herstellen, das Frauen vor einer HIV-Infektion schützen könnte. Die Untersuchung an Patientinnen soll jetzt zeigen, dass die Antikörper keine Nebenwirkungen haben und sicher sind. Der nächste Schritt wird dann sein, ihre Wirksamkeit zu beweisen.

»Die Zustimmung durch die zuständige Genehmigungsbehörde MHRA, die UK Medicines and Heathcare products Regulatory Agency, ist ein wichtiger Schritt hin zur Produktion von Pharmazeutika in Pflanzen«, erklärte Prof. Rainer Fischer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Aachen bei der Pressekonferenz in London.

Bisher werden Pharmazeutika überwiegend durch Bakterien oder tierische Zellen in fermentativen Prozessen gewonnen, was sehr teuer ist. Die Produktion in Pflanzen – die Forscher verwenden hier gern Tabak – ist erheblich günstiger. Die Molekularbiologen können Pflanzen in Protein-Fabriken verwandeln, indem sie bestimmte Gene einschleusen, die dafür sorgen, dass die Zellen die gewünschten Proteine herstellen. Die Methode hat den Vorteil, dass sich mit ihr in kurzer Zeit große Protein-Mengen gewinnen lassen, weil Pflanzen schnell wachsen.

Mit dem klinischen Test geht auch das EU-Projekt Pharma-Planta in die letzte Phase: Seit 2004 entwickeln 30 Partner aus Universitäten und Industrie einen Produktionsprozess für rekombinante pharmazeutische Proteine aus modifizierten Pflanzen. Das Projekt soll zeigen, dass die Herstellung funktioniert, den hohen Anforderungen der Good Manufacturing Practice genügt und dass die Proteine wirksam sind.

Prof. Julian Ma, der wissenschaftliche Koordinator, erklärte in London: »Dies ist ein großer Tag für das Projekt. Die Zustimmung der MHRA, in die klinischen Studien einzusteigen, bedeutet für uns die Anerkennung, dass monoklonale Antikörper, die von Pflanzen erzeugt wurden, die gleiche Qualität haben wie mit konventionellen Methoden erzeugte. Das ist etwas, von dem man lange nicht gedacht hat, dass es möglich sein könnte«.

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Prof. Dr. Rainer Fischer Fraunhofer-Institut

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