Nächtliche Atemaussetzer – Gefahr für Herzpatienten

Denn der mit Atemaussetzern im Schlaf, der so genannten Schlafapnoe, einhergehende Sauerstoffmangel löst die Ausschüttung von Stresshormonen aus, die das kranke Herz angreifen. Gleichzeitig kann die Herzerkrankung auch Ursache für nächtliche Atempausen sein, was die Wahrscheinlichkeit für Schlafapnoe bei Herzpatienten deutlich erhöht.

Atemaussetzer im Schlaf können zu Bluthochdruck und langfristig zur Schädigung des Herz-Kreislaufsystems führen – dieser Zusammenhang ist inzwischen vielen Menschen bewusst. Weniger bekannt jedoch ist: Die Herzerkrankung selbst ist oft auch Auslöser für die gefährlichen nächtlichen Atempausen.

Eine besondere Form der nächtlichen Atmungsstörung (zentrale Schlafapnoe) beobachtet man besonders häufig bei Menschen mit schwachem Herz oder nach einem Schlaganfall. Für die betroffenen ohnehin schon kranken Menschen beginnt somit ein Teufelskreis. Denn die Atempausen im Schlaf führen zu einem Sauerstoffmangel, der den Körper des Patienten unter massiven Stress setzt. Die freigesetzten Stresshormone wiederum sind schädlich für das bereits kranke Herz.

„Die Gefahr, die von nächtlichen Atemaussetzern für Herzpatienten ausgeht, ist den Betroffenen oft nicht bewusst“, erklärt Professor Dr. Dieter Horstkotte, Direktor der Klinik für Kardiologie am HDZ NRW. „Erschwerend kommt hinzu, dass die Schlafapnoe gerade von schwer Herzkranken oft nicht bemerkt wird, da diese Patienten ihre große Müdigkeit auf ihre Krankheit schieben. Wir raten daher jedem Herzkranken dringend, sich in einem Schlaflabor untersuchen zu lassen, um zu wissen, ob durch eine Schlafapnoe eine zusätzliche Gefahr für sein Herz droht“.

1,8 Millionen Deutsche leben mit großem Risiko

Neuere Untersuchungen zeigen, dass ca. 75 Prozent der Patienten mit einer schweren Herzschwäche unter einer zentralen schlafbezogenen Atmungsstörung leiden. Unbehandelt verringert diese nächtliche Atemstörung die Überlebenschance der Patienten erheblich. In Deutschland leiden ca. 1,8 Mio. Menschen unter einem schwachen Herzen. Jährlich kommen ca. 300.000 neue Patienten dazu.

Untersuchung im Schlaflabor kann Leben retten

Um eine Schlafapnoe sicher zu diagnostizieren, sollten sich Patienten im Verdachtsfall in einem Schlaflabor untersuchen lassen. Vorab erhalten die Patienten von ihrem Arzt meist ein Gerät zur Überwachung des Schlafs zu Hause. Das Messgerät misst sechs zentrale Körperfunktionen im Schlaf, darunter den Sauerstoffgehalt im Blut, die Atembewegung und Schnarchgeräusche. Zeigen die Messergebnisse Auffälligkeiten, stellt der Arzt eine Überweisung ins Schlaflabor aus.

Im Schlaflabor des HDZ NRW selbst wird der Patient an eine Vielzahl von Messgeräten angeschlossen und geht dann zu Bett. Danach steht er die ganze Nacht unter Beobachtung der Ärzte, die sämtliche für einen gesunden Schlaf entscheidende Körperfunktionen überwachen und entsprechende Daten erheben.

Besonders Patienten, die bereits herzkrank sind, sollten darauf achten, in ein kardiologisch geführtes Herzlabor zu gehen. „Diese Schlaflabore sind speziell auf die Bedürfnisse von Herzpatienten eingestellt und in der Regel einer kardiologischen Klinik angegliedert“, erklärt Prof. Horstkotte.

Bestätigen die im Schlaflabor erstellten Analysen den Verdacht auf eine zentrale Schlafapnoe, kann dem Patienten mit einer speziellen Maskentherapie, die er in Zukunft nachts anwenden sollte, geholfen werden. Dadurch lässt sich verhindern, dass Atempausen in der Nacht das Herz weiter schädigen.

Unterschiedliche Ursachen, ähnliche Wirkungen: Die zwei Formen der Schlafapnoe

Die Medizin unterscheidet zwei Formen von schlafbezogenen Atmungsstörungen. Bei der obstruktiven Schlafapnoe (lat. obstructio: Sperrung), unter der ca. vier Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen leiden, werden die charakteristischen Atemstörungen durch eine Verengung oder Erschlaffung der Atemwege hervorgerufen.

Die weniger bekannte zentrale Schlafapnoe tritt dagegen nur bei Menschen auf, die bereits eine andere Krankheit haben, meistens eine Herzschwäche oder einen bereits erlittenen Schlaganfall. Hier werden die nächtlichen Atempausen durch ein falsches Signal im Gehirn ausgelöst. Das Gehirn „vergisst“ für Sekunden oder gar Minuten zu atmen. Eine Unterform der zentralen Schlafapnoe, die bei Herzpatienten besonders häufig auftritt, ist die Cheyne-Stokes-Atmung. Diese nächtliche Atmungsstörung zeichnet sich durch einen ständigen Wechsel von Zunahme und anschließender Abnahme der Atemzugtiefe und das Auftreten von sich wiederholenden Atempausen aus.

„Beide Formen der schlafbezogenen Atmungsstörung können das Herz schwer schädigen. Besonders bei Patienten mit einer Vorerkrankung des Herzens ist daher eine schnelle Diagnose und anschließende Behandlung der gefährlichen Atemaussetzer unbedingt notwendig“, ruft Prof. Horstkotte Herzpatienten zur erhöhten Wachsamkeit auf.

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