Zwei neue Gene: UDE-Beitrag im Wissenschaftsmagazin NATURE GENETICS

Bislang führte man sie nur auf Veränderungen in einem bestimmten Gen, TCOF1, zurück.

Dass auch Defekte in zwei weiteren Genen diese Krankheit verursachen, haben jetzt 20 europäische Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Dietmar Lohmann und Prof. Dr. Dagmar Wieczorek vom Institut für Humangenetik am Universitätsklinikum der Universität Duisburg-Essen (UDE) herausgefunden.

Die renommierte Wissenschaftszeitschrift Nature Genetics publiziert ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe vom 5. Dezember. Die Forscher kommen aus Essen, Regensburg, München, Mönchengladbach, Erlangen, Leiden, Nimwegen, Den Haag, Rotterdam, Manchester, Oviedo und Handaye.

Sie veröffentlichen jetzt erstmals den Beweis dafür, dass auch Defekte in zwei weiteren Genen (POLR1D und POLR1C) das Franceschetti-Syndrom auslösen. Sie sind für die Bildung von Komponenten der Eiweißmaschinerie der Zelle von Bedeutung. Prof. Wieczorek: „Das Bemerkenswerte unserer Entdeckung ist, dass wir damit gleichzeitig herausgefunden haben, dass es sich bei der Krankheit um eine ‚Ribosomopathie‘ handelt. Das heißt, Fehler in der Eiweißfabrik der Zelle können Gesichtsfehlbildungen verursachen.“ Lohmann und Wieczorek beschäftigen sich schon seit Jahren mit Gesichtsfehlbildungen und leiten ein zentrales Projekt zu diesem Thema im CRANIRARE-Konsortium, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Ein kleiner Junge löste alles aus

Ausgangspunkt der Studie war ein kleiner Junge mit Franceschetti-Syndrom, der in der Abteilung von Prof. Martijn Breuning am Center for Human and Clinical Genetics im niederländischen Leiden untersucht wurde. Nachgewiesen werden konnte dann eine lichtmikroskopisch nicht sichtbare Veränderung an einem Chromosom 13. Bei weiteren 252 Patienten aus ganz Europa untersuchten die Essener und Leidener Wissenschaftler dann das Gen, das bei diesem kleinen Patienten verloren gegangen war. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Gen, POLR1D, auch bei weiteren Patienten gestört war. Und weil bekannt war, dass das POLR1C-Gen eng mit dem POLR1D-Gen zusammenarbeitet, wurden weitere umfangreiche Patientenuntersuchungen durchgeführt mit dem Ergebnis, dass auch Veränderungen im POLR1C-Gen zum Franceschetti-Syndrom führen.

Für betroffene Familien können diese Erkenntnisse erhebliche Bedeutung haben: Die Krankheit mit den wiedererkennbaren Gesichtsveränderungen, etwa nach außen abfallende Lidachsen, unterentwickelte Jochbögen, kleine fehlgebildete Ohren und ein kleines Kinn, wird nämlich mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an Kinder weitergegeben, wenn die Gesichtsveränderungen wegen eines Defekts im TCOF1- oder POLR1D-Gen zustande kommen. Ist das POLR1C-Gen verändert, haben Kinder von Betroffenen ein geringes Risiko Gesichtsauffälligkeiten zu erben, für Geschwister von Betroffenen beträgt das Risiko allerdings 25 v.H.

Weitere Informationen: www.nature.com/ng
Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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Beate Kostka Uni Duisburg-Essen

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