Gentech-Raps wuchert ungebremst

US-Forscher haben erstmals Beweise dafür gefunden, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auch in den USA in freier Wildbahn überleben können. Ein Team der University of Arkansas hat in North Dakota nach wildwachsendem Raps gesucht. Dabei haben die Forscher in 80 Prozent der gefundenen Wildpflanzen Transgene entdeckt. Die Studienergebnisse wurden beim Treffen der Ecological Society of America in Pittsburgh vorgestellt.

„Die Meldungen aus den USA zeigen, dass man sich über den langfristigen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen immer noch viel zu wenig Gedanken macht“, kritisiert Christoph Then von Test Bio Tech gegenüber pressetext. „Raps hat viele Kreuzungspartner und kann auch selbst zum Unkraut werden. Der Pollen fliegt über Kilometer, die Samen können über zehn Jahre im Boden fruchtbar bleiben. Auch Jahre nach dem Anbau der gentechnisch veränderten Pflanzen kann man deren Nachkommen noch im Freiland finden.“

Kreuzung zweier Gentech-Raps-Sorten

Sagers und ihr Team konnten zwei verschiedene Sorten von transgenem Raps in freier Wildbahn finden. Eine davon war resistent gegen Monsantos Roundup Herbizid (Glyphosate), die andere gegen das Herbizid Gluphosinate von Bayer Crop Liberty. Die größte Überraschung waren jedoch zwei Sorten von Raps, die gegenüber beiden Herbiziden resistent waren. Das zeigt, dass sich die beiden herbizidresistenten Rapsarten untereinander kreuzen können und zu völlig neuen Varianten führen, deren Risiken nie überprüft wurden.

Insgesamt hatte das Forscherteam um Cindy Sagers elf Verbindungslinien entlang von Straßen und Autobahnen verfolgt, die durch den Bundesstaat North Dakota liefen. „Wir sind diese Wege abgefahren und haben auf einer Strecke von insgesamt 5.000 Kilometern mehr als 600 Stopps eingelegt, um dort Proben zu nehmen“, so die Forscherin. An knapp der Hälfte der Plätze konnten die Forscher Raps entdecken. 80 Prozent der gefundenen Rapspflanzen enthielten zumindest ein Transgen. „Wir haben herbizidresistenten Raps entlang von Straßen, an Müllplätzen, bei Supermärkten, Tankstellen und Friedhöfen gefunden“, berichtet Sagers.

Keine Chance auf Umkehr

„Wenn derartige Pflanzen einmal ins Freiland gelangen, ist das Risiko sehr hoch, dass sie nicht mehr zurückgeholt werden können. Hier werden neue technisch konstruierte genetische Informationen in die Pflanzenwelt eingebracht, die bei Kreuzungen mit anderen Genen kombiniert werden und zu Pflanzen mit völlig neuen Eigenschaften führen können“, erklärt Then. „Um das tatsächliche Risiko für die Umwelt abzuschätzen, müsste man vorhersehen können, wie die Evolution in den nächsten paar Mio. Jahren verlaufen wird. Diese Verantwortung kann keine Firma, keine Regierung und kein Forscher übernehmen.“

„Im aktuellen Fall war die Freisetzung noch nicht einmal geplant, sondern erfolgte unbeabsichtigt am Rande von Transportrouten. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie wenig kontrollierbar gentechnisch veränderte Pflanzen in der Praxis sind“, meint Then. „Die einzig vernünftige Antwort auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse ist ein generelles gesetzliches Verbot der Inverkehrbringung von gentechnisch veränderten Pflanzen, deren Verbreitung und Persistenz in der Umwelt nicht kontrolliert werden kann.“

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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