Nanodraht macht Rattenherz zum Generator

Forscher am Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) haben Ratten piezoelektrische Nanodrähte implantiert. Bei diesem Experiment ist es gelungen, mithilfe der Atembewegung oder des Herzschlags eines Nagetiers Strom zu erzeugen. Dabei sind es die winzigen Verformungen des Drahts durch die körperinterne Bewegung, die ihn zum Nanogenerator machen.

Dass diese Form der Stromerzeugung tatsächlich in einem Lebewesen funktioniert, könnte medizinische Anwendungen ermöglichen, berichtet Technology Review. Denn das Ziel der Wissenschaftler ist letztendlich, allein mit solchen Nanogeneratoren die Stromversorgung beispielsweise von implantierten Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräten zu sichern.

Winzige Ströme

Das Team von Zhong Lin Wang, Professor für Materialwissenschaften am Georgia Tech, hatte 2008 Nanogeneratoren aus Zinkoxid-Drähten entwickelt (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/081110032/). Solche Nanodrähte wurden nun in Ratten verpflanzt, um die piezoelektrische Stromerzeugung im lebenden Körper in der Praxis zu testen. Ein Nanodraht am Zwerchfell hat dabei durch die Atembewegung einen Strom von vier Pikoampere bei zwei Millivolt Spannung erzeugt.

Mit einem Draht am attenherz wurden 30 Pikoampere bei drei Millivolt erreicht, was für die praktische Anwendung freilich noch zu wenig ist. Denn Nanosensoren zur Blutdrucküberwachung oder der Suche nach Krebs-Biomarkern würden etwa ein Mikrowatt Leistung benötigen. Das ist gut zehn Mio. mal mehr, als der einzelne Draht geliefert hat. Allerdings haben die Forscher bereits einen Generator entwickelt, der mit hunderten Drähten immerhin 0,12 Mikrowatt liefert.

Gängiger Ansatz

„Unser langfristiges Ziel ist es, Nanogeräte für den medizinischen Bereich zu entwickeln, die sich selbst mit Strom versorgen“, betont Wang. Dabei auf Piezoelektrik, die Stromerzeugung durch mechanische Verformung, zu setzen, ist ein gängiger Ansatz. Dieser wird auch von anderen Forscherteams verfolgt, wobei teils Materialien zum Einsatz kommen, die leistungsfähiger als Zinkoxid erscheinen. So haben Wissenschaftler an der Princeton University Blei-Zirkonat-Titanat (PZT) mit einer körperverträglichen Gummimischung verbunden (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/100128027/).

Dem Princeton-Teamleiter Michael McAlpine zufolge ist PZT zehn mal effektiver darin, mechanische Verformungen in Strom umzuwandeln als Zinkoxid. Allerdings hat PZT den Nachteil, dass es aufgrund des Bleigehalts sicher in bioverträgliche Materialien eingebettet werde muss, wenn es für Implantate genutzt werden soll. Jedenfalls ist McAlpine vom Forschungserfolg des Wang-Teams beeindruckt. Allerdings betont der Princeton-Professor, dass beide Teams für die praktische Anwendung noch deutliche Fortschritte bei der erzeugten Leistung impantierbarer Generatoren machen müssen.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.gatech.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer