Bundesweit einmalige IT-Infrastruktur für lebenswissenschaftliche Forschung

Eine in Deutschland bislang einmalige IT-Infrastruktur für die lebenswissenschaftliche Forschung wird mit Mitteln des Bundes und des Landes Baden-Württemberg am interdisziplinären Forschungszentrum BioQuant der Universität Heidelberg realisiert.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nach wissenschaftlicher Begutachtung die Einrichtung einer Massenspeichereinheit mit einer Kapazität von mehreren Petabyte am BioQuant-Zentrum empfohlen. Die sogenannte Large Scale Data Facility mit einem Kostenumfang von rund fünf Millionen Euro wird damit eine der größten ihrer Art weltweit sein. Verantwortlich für das Projekt, das insbesondere auch zukunftsweisende Konzepte für das Management großer Datenmengen umfasst, ist Prof. Dr. Roland Eils, einer der Gründungsdirektoren von BioQuant.

Die Large Scale Data Facility für die Lebenswissenschaften wird Daten in einer abgestuften Speicherstruktur nach einem Schichtenmodell ablegen. Genutzt werden dazu Hochgeschwindigkeitsspeicher am Erzeugungsort, Plattenspeicher in der zentralen Schicht sowie Bandspeicher in der Archivierungsschicht. Sie ermöglichen eine schnelle Datennahme, eine hochleistungsfähige Datenanalyse und die Langzeitarchivierung der anfallenden Datenmengen. Im Zusammenhang mit diesem Projekt wird auch ein ergänzender Massenspeicher am Standort Karlsruhe zur Etablierung einer landesweiten Datenspeicherlösung für Baden-Württemberg realisiert. Das Vorhaben ist deutschlandweit einzigartig.

Zum Ausbau von Forschung und Lehre in der Systembiologie wurde 2007 das interdisziplinäre Forschungszentrum BioQuant an der Universität Heidelberg eröffnet. Das Zentrum bildet die Kernstruktur eines übergreifenden Netzwerkes, das die systembiologischen Forschungsaktivitäten verschiedener universitärer und außeruniversitärer Einrichtungen am Wissenschaftsstandort Heidelberg zusammenführt. Im Mittelpunkt der noch sehr jungen Disziplin der Systembiologie steht die quantitative und ganzheitliche Beschreibung biologischer Prozesse mithilfe mathematischer Computermodelle und computergestützter Simulationen, in denen dynamische, räumliche und zeitliche Aspekte berücksichtigt werden.

Integraler Bestandteil der systembiologischen Forschung ist die Gewinnung standardisierter Daten mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung. Im Forschungszentrum BioQuant liegt der Schwerpunkt technologisch auf der bildbasierten, systematischen Analyse zellulärer Prozesse. Bereits jetzt erreichen die dafür multimedial generierten Datensätze eine Größenordnung von bis zu 100 Terabyte. Noch größere Anforderungen an die Datenspeicherung ergeben sich mit dem Einsatz von sogenannten Hochdurchsatz-Sequenzierungstechnologien, die es erlauben, in nur wenigen Tagen das gesamte Genom eines Menschen zu sequenzieren.

„Haben wir uns vor wenigen Jahren noch gefragt, wie viele Mikroskope oder Sequenziermaschinen einem Labor zur Verfügung stehen, müssen wir heute vor allem die Verfügbarkeit von Datenspeicher zur effizienten Analyse und Speicherung der Daten als ,Flaschenhals' der lebenswissenschaftlichen Forschung wahrnehmen“, betont Prof. Eils. Angesichts der schnellen technologischen Entwicklung rechnet der Experte mit „explosiv ansteigenden Datenvo­lumina, die die bisherigen ,Weltmeister' in der Datengenerie­rung, die Teilchenphysik, in den kommenden Jahren ein­holen werden“.

Kontakt:
Dr. Angela Oberthür
BioQuant
Telefon (06221) 54-51204?
angela.oberthuer@bioquant.uni-heidelberg.de
Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-heidelberg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer