Hybridisierung bei Primaten – Belege, Ausmaß, evolutionäre Auswirkung und Probleme

Während des Symposiums werden 29 internationale Fachleute Vorträge halten. Es werden 30 weitere Gäste erwartet, um Fragen zum Ausmaß und zu möglichen evolutionären Auswirkungen der Hybridisierung bei Primaten, sowie methodische und theoretische Probleme zu diskutieren.

Seit den Zeiten Darwins sind Studien zu zwischenartlicher Hybridisierung ein wichtiger Forschungsgegenstand der Evolutionsbiologie. Hybridformen entstehen wenn sich (meist nahverwandte) Arten kreuzen und sich dabei vorher isolierte Genpools vermischen. Seit langem ist bekannt, dass Hybridisierung einen wichtigen evolutionären Mechanismus bei der Entstehung neuer Arten im Pflanzenreich darstellt.

Im Tierreich wurde die Bedeutung von Hybridisierung bei der Artbildung dagegen meist als minimal angesehen. Dieses Bild hat sich in den letzten 15 Jahren insbesondere durch die Anwendung molekularer Methoden gewandelt, und es wurde eine Vielzahl von Hybridisierungen bei unterschiedlichen taxonomischen Gruppen, z.B. bei Schmetterlingen, Fischen und Vögeln, entdeckt.

Auch bei Säugetieren, einschließlich einiger Primatenarten, wurden Hinweise auf mögliche Hybridisierungsereignisse gefunden. Es wird sogar vermutet, dass solche Ereignisse die menschliche Evolution beeinflusst haben. Untersuchungen zur Hybridisierung bei Primaten, wie auch bei anderen Taxa, stellen daher eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, grundlegende Prozesse von Artbildung und Anpassung in dieser bedeutenden Säugetierordnung besser verstehen zu können.

Hinweise auf Hybridisierungsereignisse bei einzelnen Arten zeigen sich meist in Form von Inkongruenzen zwischen genetischen und morphologischen Daten. Anstelle von dichotomen Verzweigungen in entsprechenden Stammbäumen treten retikuläre oder netzartige Beziehungen auf.

Obgleich mehr und mehr Hinweise auf Hybridisierung und retikulärer Evolution bei Primaten publiziert werden, bleibt unklar, in welchem Ausmaß Arten Produkte von Hybridisierung sind oder welche Hybridisierungsmechanismen im Einzelnen gewirkt haben. Zusätzlich zu diesen Fragen ergeben sich häufig Probleme für die Taxonomie und Systematik, insbesondere auch für unser Verständnis von Arten als taxonomische und evolutionäre Einheiten.

Auf unserem Symposium werden internationale Experten offene Fragen zum Ausmaß von natürlicher Hybridisierung bei Primaten sowie zu Implikationen für Taxonomie, Phylogenie, Populationsgenetik und Artenschutz diskutieren. Es soll ein Überblick über die Häufigkeit von Hybridformen in den wichtigsten Primatenradiationen gewonnen und die entsprechenden Hybridisierungprozesse mit denen, die von anderen taxonomischen Gruppen bekannt sind, verglichen werden. Zudem wollen wir Lösungen für methodische Probleme bei der Identifizierung von historischen Hybridisierungsereignissen erörtern.

Das Symposium findet vom 8. bis 10. Oktober im Eden Hotel, Reinhäuser Landstraße 22a in Göttingen statt. Am Vorabend des Symposiums wird Herr Prof. Michael L. Arnold von der University of Georgia, USA einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Why the web of life, and not the tree of life?“ halten. Dieser Vortrag findet am 7. Oktober 2009 um 18.00 h im großen Hörsaal des Albrecht-von-Haller-Instituts für Pflanzenwissenschaften, Universität Göttingen, Untere Karspüle statt.

Organisatoren des Symposiums sind Dietmar Zinner und Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ). Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Nadine Ellrott, DPZ, 0551 3851 258.

Öffentlicher Vortrag:
Im Rahmen des Symposiums wird Herr Prof. Mike Arnold von der University of Georgia, USA einen öffentlichen Vortrag zum Thema:

„Why the web of life, and not the tree of life?“

halten. Der Vortrag findet am 7. Oktober 2009 um 18.00 h im großen Hörsaal des Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Göttingen, Untere Karspüle statt.

In seinem Vortrag wird Prof. Arnold über Effekte von zwischenartlichem Genaustausch auf den Ursprung und die Evolution nicht nur unserer eigenen Art – Homo sapiens – berichten, sondern auch von den Auswirkungen auf Arten, mit denen wir eng auf evolutionärer und kultureller Ebene interagiert haben oder noch interagieren. Er wird Beweise für die Hypothese, dass introgressive Hybridisierung in der Evolution von Homo sapiens eine Rolle spielte, vorstellen und diskutieren. Darüber hinaus wird er beschreiben, wie ähnliche Hybridisierungsprozesse auch die Evolution von Organismen beeinflusst haben, die für das Überleben und den Lebensunterhalt von Menschen wichtig waren und sind. Prof. Arnold wird auch einen Blick auf die „dunkle Seite“ von Genaustausch werfen, wie sie im Zusammenhang von Evolution und Anpassung von Krankheitserregern und Krankheiten beim Mensch auftritt. Die zentrale These seines Vortrags lautet: retikuläre Evolution durch introgressive Hybridisierung oder horizontalem Genaustausch war ein allgegenwärtiger Prozess in der Evolution und der kulturellen Entwicklung von Homo sapiens.

Media Contact

Dr. Dr. Michael Schwibbe idw

Weitere Informationen:

http://dpz.eu/web/hybri/ http://dpz.eu/

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