Selber produzieren in "Second-Life"-Fabrik
In der »Gläsernen Manufaktur« können Autointeressierte zuschauen, wie Fahrzeuge Teil für Teil zusammengeschraubt werden. In einer neuen Fabrik, die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA nun aufgebaut haben, kann man sogar Hand anlegen – und sein vierrädriges Motorrad, einen Quad, selbst produzieren.
Förderbänder dürfen eingeschaltet, Industrieroboter programmiert und der Rahmen lackiert werden. Anschließend kann man mit dem fertigen Fahrzeug aus der Fabrikhalle brausen – kostenfrei. Denn die Fabrik befindet sich nicht in der realen Welt, sondern auf der Internet-Plattform »Second Life«. Mit einer virtuellen Figur, einem »Avatar«, können sich Interessierte durch die virtuelle Welt bewegen.
»Mit der ‚factory of eMotions’ wollen wir den Menschen die technisierte, moderne Fabrik näherbringen. Zudem möchten wir zeigen, wie neue Medien Dinge in Bewegung setzen können«, sagt Stefan Seitz, Wissenschaftler am IPA. »Second-Life ist kontinuierlich gewachsen: Im Jahr 2007 waren jeweils zwischen 20 000 und 40 000 Leute gleichzeitig online, mittlerweile sind es 50 000 bis 80 000.«
In der Fabrik gibt der Nutzer zunächst an, welches Quad-Modell er produzieren möchte. Leistungsstark oder spritsparend? Schwarz, silber oder rot? Welche Felgen? Entsprechend der Wünsche bietet das System mehrere Modelle zur Auswahl an. Hat der Avatar sich für eines entschieden, geht es in die Produktion: Die Stückliste wird verschickt, alle Teile werden gefertigt, montiert und einer Qualitätskontrolle unterzogen. Der Avatar kann bei der Produktion zusehen und an einigen Stellen interagieren. An Lerninseln, die sich an verschiedenen Stellen der Fabrik befinden, erhält der Nutzer Hintergrundinformationen: Wie funktioniert die Produktionssteuerung? Wie arbeitet eine Presse?
»Die Herausforderung lag vor allem darin, die Steuerungslogik für die Produktion abzubilden – also dem System beizubringen, ein Bauteil auf Maschine A zu produzieren, zu Maschine B zu transportieren und dort zu montieren. Die Plattform ‚Second-Life’ bietet dafür bisher keine Unterstützung«, sagt Seitz. Die Forscher haben ein Baukastensystem entwickelt, mit dem sich auch beliebige andere Produkte herstellen lassen. Industriepartner und Privatleute können die Bausteine nutzen, um eigene virtuelle Fabriken aufzubauen. Auch eine Spracherkennung haben die Forscher integriert: So lassen sich Maschinen und Roboter auch per Telefon steuern. Anfang Juli, zum 50-jährigen Geburtstag des IPA, präsentieren die Forscher die Fabrik erstmalig der Öffentlichkeit.
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