Plasmaverfahren hält medizinische Instrumente steril

Auch Lebensmittelbranche an Sterilisationsmethode interessiert

Forscher des Instituts für Niedertemperatur-Plasmaphysik (INP) und des Instituts für Pharmazie in Greifswald haben ein Plasmaverfahren zur Sterilisation von medizinischen Instrumenten entwickelt. Nach dreijähriger Forschungszeit wurde heute, Dienstag, die Laboranlage, in der chirurgische Bestecke ohne größeren Aufwand keimfrei gemacht werden, präsentiert. Bei dem Verfahren werden die Instrumente einer UV-
Strahlung aus einer Quecksilberniederdruck-Quelle ausgesetzt, erklärte der Pharmakologe Wolf-Dieter Jülich. Dabei wird die genetische Struktur der Bakterien zerstört.

Im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren, bei denen die Medizintechnik unter Einwirkung von Hitze, hoch toxischen Gasen oder Gammastrahlung sterilisiert wird, wirke das Plasmaverfahren schonend auf die empfindlichen Materialien. Die Technologie eigne sich daher besonders für die Behandlung flexibler Endoskope und moderner Kunststoffteile, so Jülich. Zudem konnte durch eine pulsartige Entladung der Plasmaquelle der Energieeinsatz auf vier Prozent reduziert werden, berichtet der Nachrichtendienst ddp.

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit mehr als 500.000 Euro gefördert. Noch in diesem Jahr soll eine Neubrandenburger Firma einen Prototyp für die plasmagestützte Sterilisation bauen. Nach entsprechenden Tests unter Praxisbedingungen will die Berliner Medizinservicefirma Vanguard AG eine zentrale Aufbereitungsstelle einrichten. In dem Servicezentrum können so nach dem Greifswalder Verfahren medizinische Instrumente von Krankenhäusern aus ganz Europa keimfrei gemacht werden.

Gleichzeitig wollen die Forscher prüfen, ob die inzwischen patentierte Lösung auch in anderen Bereichen angewendet werden kann. Zusammen mit der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere auf der Insel Riems und dem Robert-Koch-Institut soll zudem ein Verfahren getestet werden, mit dem auch Viren und Prionen vernichtet werden können. Interesse für die plasmagestützte Sterilisation meldeten auch Unternehmen der Lebensmittelbranche an, wie z.B. das Institut für Getreideverarbeitung im brandenburgischen Bergholz-Rehbrücke, das unter anderem an einer Technologie zur industriellen Algenproduktion arbeitet.

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Sandra Standhartinger pte.online

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