Karsthöhle dient als Wasserspeicher und Kraftwerk

Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben in einer Höhle auf der indonesischen Insel Java ein unterirdisches Stauwerk mit integrierter Wasserkraftanlage errichtet.

Das weltweit einzigartige Projekt wird schon bald 80.000 Menschen Trinkwasser liefern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt, an dem deutsche und indonesische Wissenschaftler mit Industriepartnern beider Länder zusammenarbeiten mit drei Mio. Euro.

„Für das BMBF und uns ist es wichtig, dass es sich nicht nur um ein Einzelprojekt handelt, sondern die Technologien in vielen Karstgebieten in der ganzen Welt eingesetzt werden können – beispielsweise in China, Laos, Thailand, Vietnam oder Sri Lanka“, meint Peter Oberle vom Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) der Universität Karlsruhe im pressetext-Interview. Das Karstgebiet Gunung Kidul an der Südküste Javas zählt zu den ärmsten Regionen Indonesiens.

„Eines der größten Probleme der Region ist das fehlende Wasser während der Trockenzeit“, so Oberle. Während der Regenzeit versickere das Wasser rasch und sammle sich in einem unterirdischen Höhlensystem. „Genau diese Tatsache haben wir bei unserem System genutzt“, erklärt der Experte. Dabei habe man aber ganz besonders darauf geachtet, Technologien zu verwenden, die an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind.

„Es ist uns gelungen, die Karsthöhle ohne Wasserverluste auf einer Länge von 3,5 Kilometern vollständig einzustauen“, so Oberle. Dem zuvor gegangen war eine genaue hydrogeologische Erkundung. „Selbst in der Trockenzeit fließen über 1.000 Liter Wasser pro Sekunde durch die Höhle. Der bestehende Wasserdruck treibt Turbinen an, die über ein Getriebe mit Förderpumpen gekoppelt sind und die einen Teil des Wassers 200 Meter hoch in einen Speicher drücken.“ In den kommenden Monaten werden die Techniker weitere Fördermodule installieren und das Leitungssystem ausbauen. „Ab Mai 2009 wird die gesamte Anlage in Vollbetrieb gehen und dann 80.000 Menschen mit je 60 Liter Wasser täglich versorgen.“ Bisher standen den Menschen während der Trockenzeit nur fünf bis zehn Liter Wasser pro Tag zur Verfügung.

„Das gesamte System arbeitet ohne externe Energiezufuhr“, erklärt Oberle. In dieser Region gebe es keine flächendeckende Stromversorgung, daher muss ein solches System komplett autark arbeiten. Seit dem Jahr 2000 sind die Wissenschaftler unter der Projektleitung von Franz Nestmann regelmäßig in Indonesien. „Das IWG hat eng mit den Instituten für Massivbau und Baustofftechnologie, für Bodenmechanik und Felsmechanik, dem Geodätischen Institut sowie dem Institut für Mineralogie und Geochemie der Universität Karlsruhe zusammengearbeitet.“ Beteiligt waren zudem noch Geografen der Universität Giessen sowie zahlreiche in- und ausländische Industriepartner.

„Wir arbeiten derzeit an einem zweiten Konzept zur Wassergewinnung, das vor allem für Höhlen mit starkem Gefälle vorgesehen ist“, so Oberle. In der Höhle Seropan verlegen die Wasserbau-Experten eine Druckrohrleitung aus Holz, an die sie wiederum ein Fördermodul anschließen. „Diese Anlage soll dann noch einmal 80.000 Menschen versorgen. Kooperationspartner ist hier unter anderem die Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine der Universität Karlsruhe“, erklärt der Wissenschaftler abschließend gegenüber pressetext.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.kit.edu

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