Anästhesie verstärkt postoperative Schmerzen

Ein Forscherteam der Georgetown University in Washington DC hat im Mäuseversuch nachgewiesen, dass einige gängige Narkosemittel Schmerzen nach Operationen verstärken können. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS in seiner jüngsten Ausgabe. In Zukunft sollen Anästhesisten genau jene Betäubungsmittel vermeiden, die diese unangenehmen Nebenwirkungen aufweisen.

Bisher gingen die Forscher davon aus, dass die Schmerzen eine Nebenwirkung der Operation selbst war. „Wir hatten niemals gedacht, dass die Narkosemittel daran schuld sein können“, so Studienleiter Gerard Ahern. Das Schlimme sei, dass diese Medikamente die Schmerzen sogar noch vergrößern, meint der Wissenschaftler. Grund für das Auftreten der Schmerzen ist die Aktivierung von Nervenzellen durch die Medikamente. Die Folgen sind neben einem brennenden Gefühl an der Einstichstelle auch stärkere Wundschmerzen nach Operationen und eine allgemeine Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit. Verschlimmert wird diese Situation zudem auch noch durch Entzündungsreaktionen. Nicht nur die injizierten Narkosemittel Propofol und Etomidat, die bekannterweise brennende Schmerzen an der Einstichstelle hervorrufen, sondern auch die beiden Betäubungsmittel Isofluran und Desfluran, die inhaliert werden, gehören zu den problematischen Medikamenten.

Das Forscherteam hat im Mäuseversuch auch gleich untersucht, wie diese Effekte zustande kommen. Wenn ein Patient betäubt wird, aktiviert das Anästhetikum ein Protein im zentralen Nervensystem, das GABA-Rezeptor genannt wird. Aber nicht nur die GABA-Rezeptoren werden aktiviert, sondern auch die zwei Rezeptoren namens TRPA1 und TRPV1. TRPA1 ist auch für Schmerzen beim Genuss scharfer Nahrungsmittel wie etwa Senföl und Wasabi verantwortlich. Im Tierversuch zeigte sich deutlich, dass Entzündungen deutlich verstärkt wurden, wenn sie mit den Narkotika behandelt wurden. Wenn die Rezeptoren hingegen fehlten, zeigten die Mäuse keine Anzeichen von Unwohlsein.

„Es deutet einiges daraufhin, dass die Verwendung solcher Narkosemittel vor und nach einer Operation mitverantwortlich für jene Schmerzen sind, die der Patient nach dem Aufwachen spürt“, so Gerard Ahern. Wenn im klinischen Bereich der Einsatz anderer Anästhetika nicht möglich ist, könnte man bei der Narkose zusätzlich Substanzen verabreichen, die diese Rezeptoren blockieren. Herkömmliche Narkosemittel nutzen allerdings die Signalwege von GABA und den TRP-Kanälen. „Daher könnte es nämlich sehr schwer sein, Betäubungsmittel zu entwickeln, die diese Effekte nicht zeigen“, meint Ahern.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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