Antipsychotika schaden bei Alzheimer

Antipsychotika, die Alzheimer-Patienten gerne verschrieben werden, verschlechtern ihren Zustand häufig. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Kings College London und der Universitäten von Oxford und Newcastle gekommen. Neuroleptika brachten Patienten mit leichten Verhaltensproblemen keine Vorteile. Sie führten vielmehr zu einer deutlichen Verschlechterung der sprachlichen Fähigkeiten.

Die Forscher konzentrierten sich auf 165 Patienten mit fortgeschrittenem Alzheimer, die in Pflegeheimen in Oxfordshire, Newcastle, Edinburgh und London lebten. Bis zu 60 Prozent der Alzheimer-Patienten in derartigen Institutionen erhalten laut BBC derartige Medikamente um Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Details der Studie wurden in der Public Libary of Science Medicine veröffentlicht.

Das Team wies nach, dass die verabreichten Medikamente für die meisten Patienten mit einem leicht auffälligen Verhalten auf lange Sicht keine Vorteile brachten. Sechs Monate Behandlung reichten jedoch aus, um eine deutliche Verschlechterung ihres Redeflusses hervorzurufen. Die vorläufige Analyse ergab auch, dass der Einsatz von Neuroleptika die Sterberate erhöhen könnte. Alle Teilnehmer an der Studie nahmen seit drei Monaten derartige Medikamente ein. Sie setzten die Einnahme entweder für weitere zwölf Monate fort oder erhielten Blindpräparate. Der leitende Wissenschaftler Clive Ballard betonte, dass es sehr deutlich sei, dass sogar eine mehr als sechs Monate dauernde Behandlung mit Neuroleptika bei leichten Alzheimer-Symptomen nichts bringt. „Bei Patienten mit schwereren Symptomen ist das Abwiegen der Vorteile gegen die Nebenwirkungen schwieriger.“

Es wird geschätzt, dass allein in Großbritannien 700.000 Menschen von einer Demenz betroffen sind. Eine Zahl, die sich in den nächsten 30 Jahren verdoppeln soll. Eine Studie der All-Party Parliamentary Group on Dementia zum Einsatz von Antipsychotika in britischen Pflegeheimen soll noch diesen Monat veröffentlich werden. Analysiert wurden die Neuroleptika Thioridazin, Chlorpromazin, Haloperidol, Trifluoperazin und Risperidon.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer