Zu schön, um echt zu sein

Avatare können in Online-Shops und Call-Centers als Verkäufer oder Berater dem Kunden hilfreich zur Seite stehen. <br>

Sie ist perfekt in jeder Hinsicht. Und was für eine Stimme! Mit einem Wort: Eine Traumfrau. Doch leider ist sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern besteht „nur“ aus Bits und Bytes. Die Frau, die hier auf einem Handy- oder Computerdisplay erscheint, ist ein Avatar. Dies sind virtuelle, mit menschlichen Gesichtszügen versehene Computerwesen, die dem Internet-Benutzer als Web-Agenten oder digitale Helfer zur Seite stehen. Da Avatare von einem zentralen Server aus in die Internetwelt geschickt bzw. deren Dienste von dort abgerufen werden, ist eine leistungsfähige Übertragungstechnik eine wichtige Voraussetzung.

Diese Anforderung erfüllt der neue MPEG-(Motion Picture Expert Group)-4 Standard, der unter wesentlicher Mitwirkung von Siemens-Experten entstand und einen breiten Einsatz von Avataren in heutigen Kommunikationsnetzen erlaubt. Siemens-Forscher in München-Perlach haben beispielsweise Avatare geschaffen, die besonders menschlich wirken. Ausgehend von einem realen Kopf wurde die Grundform eines Gesichtes zunächst in einem digitalen Drahtmodell nachempfunden und anschließend mit einer Hautoberfläche, bestehend aus vielen kleinen Dreiecken, flächendeckend überspannt. Gesichtsmimik und -Bewegungen erzeugt ein Computerprogramm, das die Dreiecke an bestimmten Gitterpunkten verzerrt.

Erstaunlicherweise genügen bereits 84 solcher Gitterpunkte, um nicht nur die Lippenbewegungen beim Sprechen, sondern auch die gesamte Palette menschlicher Emotionen, wie Freude, Zorn, Ärger, Heiterkeit, Traurigkeit und Überraschung auszu-drücken. Damit können die Avatare mit einer sehr geringen Datenübertragungsrate von nur vier Kilobit pro Sekunde gesteuert werden. Erreicht eine via Internet gestellte Anfrage den männlichen oder weiblichen Avatar, dann wird der passende Antwort-Textbaustein vom Computer herausgesucht. Der Rechner generiert die dazugehörenden Laute („Phoneme“) und setzt diese durch „Anzupfen“ der entsprechenden Gitter-punkte in Lippen- und Gesichtsbewegungen um („Viseme“). Schon heute gibt es viele Einsatzgebiete für diese animierten Geschöpfe und zwar überall dort, wo es gilt, Standardfragen zu beantworten oder standardisierte Hilfestellungen zu geben, wie beim Ausfüllen von Web-Formularen, gesprochenen Gerätebeschreibungen oder Reiseauskünften. Fernziel der Siemens-Forscher ist es, lebensecht gestaltete Avatare in 3D-Szenarien auftreten zu lassen.

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