BEST PRACTICE Forum EH&S: "Herausforderung Demografie – Neue Wege bei der AUDI AG"

Neue Wege und Paradigmenwechsel: Verlängerte Arbeitszeiten können Beschäftigung sichern Lebensbegleitend Lernen: Personalentwicklung bis ins Alter Gesundheitsmanagement: Vorsorge beginnt bei Azubis

Unter dem Titel „Herausforderung Demografie – Neue Wege bei der AUDI AG“ präsentierte das BEST PRACTICE Forum EH&S* am Mittwoch, den 27.06.07, wie sich Audi dem demografischen Wandel als Unternehmensaufgabe stellt. Die Veranstaltung beruht auf einer Initiative der bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) und der WEKA MEDIA GmbH & Co. KG.

Bruno Zwingmann, Geschäftsführer der Basi, begrüßte die 160 Teilnehmer im Konferenz Center in Ingolstadt: „Von Beispielen wie der AUDI AG sollen nach unserer Vorstellung andere Unternehmen unmittelbar lernen können.“

Die AUDI AG hat sich mit ihrer Unternehmensstrategie das Ziel gesteckt, erfolgreichster Automobilhersteller im Premiumsegment zu werden. Dieser Herausforderung wird sich das Unternehmen mit einer Belegschaft stellen, deren Altersdurchschnitt höher sein wird als heute. Dr. Werner Widuckel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der AUDI AG: „In fünf Jahren wird sich das Alter der Audi Mitarbeiter um fünf Jahre auf durchschnittlich 45 Jahre erhöhen.“ Etwa 7000 Arbeiter in der Produktion, also jeder Dritte, wird dann über 50 sein. „Darauf müssen wir heute reagieren, sonst gefährden wir die Beschäftigungsfähigkeit unserer Mitarbeiter und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Audi müsse für die Mitarbeiter die Arbeitsmöglichkeiten so gestalten, dass sie auch im Alter noch die geforderte Leistung erbringen können. Wechselnde Anforderungen und horizontale Entwicklungsmöglichkeiten sind eine entscheidende Grundlage hierfür.

Gesundheitsförderung und -prävention, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und alternative Arbeitszeitregelungen bilden weitere Bausteine eines komplexen Maßnahmenpakets, mit denen sich Audi den Herausforderungen des demografischen Wandels stellt. Das Unternehmen mit den Vier Ringen geht dabei auch neue Wege: „Wir müssen das Verhältnis von Arbeitsintensität und Arbeitszeit überdenken“, so Widuckel. „Eine entdichtete Arbeit in 38 Stunden ist vielleicht zumutbarer als eine voll ausgetaktete Arbeit in 35 Stunden. Dies ist ein Paradigmenwechsel.“

Unternehmensleitung und Betriebsrat haben ein gemeinsames Ziel im
Auge: Leistungsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten so zu gestalten, dass mit einer älter werdenden Belegschaft der Unternehmenserfolg von heute nicht nur gesichert, sondern gesteigert werden kann.

Peter Mosch, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der AUDI AG: „Die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicher zu stellen, hängt eng mit der Standort- und Arbeitsplatzsicherheit zusammen. Entscheidende Aufgabenstellung für den Gesamtbetriebsrat ist es, die Entwicklung und Umsetzung von Programmen zur vorausschauenden Gestaltung des demografischen Wandels im Sinne der Beschäftigten zu formen.“

Voraussetzung sei die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat, so Mosch auf der Tagung. „Dies ist durch die betriebliche Mitbestimmung bei Audi gegeben.“

„Best Practice EH&S – das bedeutet vor allem von den innovativsten Unternehmen zu lernen“, so Werner Pehland, Veranstalter und Geschäftsführer der WEKA Media AG. „Die Fallbeispiele zeigen konkret, wie betriebliche Maßnahmen umgesetzt werden können.“

Praxisbeispiel SilverLine:

Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in der Audi R8 Fertigung hat das Unternehmen bewusst aus dem Kreis der über 40-Jährigen ausgewählt. Altersgemischte Teams, längere Taktzeiten und damit abwechslungsreichere Tätigkeiten sowie eine gleichmäßigere körperliche Belastung unterscheiden die Kleinserienfertigung maßgeblich von der Großserie.

Lebensbegleitendes Lernen:

Dem Einzelnen von der Ausbildung bis zum Ruhestand Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, motiviere die Mitarbeiter und wirke dem Wunsch eines frühzeitigen Austritts aus dem Berufsalltag entgegen, so Widuckel. Mit wechselnden Tätigkeiten und geistiger Flexibilität könne man den individuellen Prozess des Alterns nachhaltig und aktiv beeinflussen.

Gesundheitsmanagement:

Audi konnte 2006 einen historischen Bestwert von 97,1 Prozent beim Gesundheitsstand aller Mitarbeiter in den deutschen Werken aufweisen, trotz älter werdender Belegschaft. Die stetige Reduzierung der Fehlzeiten in den letzten Jahren liegt wesentlich in einem systematischen und ganzheitlichen Gesundheitsmanagement begründet, das Audi 2002 eingeführt hat. Einen Baustein innerhalb eines umfassenden Maßnahmenbündels bildet der Audi Checkup, der jedem Mitarbeiter innerhalb von fünf Jahren sein individuelles Gesundheitsprofil vermittelt. „Wir können die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter nur erhalten, wenn wir frühzeitig mit der Vorsorge beginnen, d.h. bei den Auszubildenden starten. Und dies über die gesamte Lebensarbeitszeit fortführen“, so Dr. Joachim Stork, Leiter des Audi Gesundheitswesens.

Gastreferent Professor Klaus Scheuch, Inhaber des Lehrstuhls für
Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, sprach zu den Wechselwirklungen zwischen Arbeit und psychischer Gesundheit. Die psychische Gesundheit zu erhalten sei als präventive Aufgabe in der Bedeutung gestiegen und nur durch ein gesundheitsförderliches Zusammenspiel guter Arbeitsgestaltung und -organisation, Mitarbeiterführung, Personalentwicklung und Gesundheitsvorsorge möglich.

* BEST PRACTICE Environment, Health & Safety (EH&S) ist eine Veranstaltungsreihe, die Interessierten die Möglichkeit bietet, beispielhafte Lösungen zu Umwelt, Sicherheit und Gesundheit in anderen Unternehmen kennen zu lernen, www.bestpractice-ehs.de

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Antje Bauer presseportal

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