Anforderungen an Einkäufer steigen weiter / Einkauf ist gewinnbringendes Geschäft

Die Rolle des Einkäufers ist im Wandel: War er in den letzten Jahren vor allem Verhandlungspartner, so werden ihm nun neue Fähigkeiten abverlangt: „Die Zeit, in der ein Einkäufer nur Kosten managte, ist endgültig vorbei“, sagte Dr. Günther Reinelt, Einkaufsleiter bei Miele, auf dem 13. IIR Einkaufsleiterforum EPCON Ende März in Wiesbaden.

„Der Einkäufer von heute muss die Rolle des Moderators ebenso erfüllen wie die des Innovationsscouts und Projekttreibers.“ Zudem arbeite der Einkäufer heute nicht mehr reaktiv, sondern aktiv. „Er beobachtet den Markt und die Wettbewerber und bringt seine Entdeckungen und Ideen in das Unternehmen ein.“ Mit diesen Informationen und seinem Hintergrundwissen könne er alle Ebenen eines Unternehmens dabei beraten, wie sie ihre Leistungen effizienter erbringen können. Vor allem bei der Frage nach dem „make or buy“, also der Entscheidung, ob Unternehmen benötigte Produktionsmittel am Markt einkaufen oder selbst herstellen, könne er die Geschäftsleitung unterstützen.

Den Vorwurf, Einkäufer würden in erster Linie alle Dienstleistungen und Produktionsmaterial von außen einkaufen wollen und damit einer Eigenproduktion entgegen arbeiten, weist Reinelt entschieden zurück: „Einkaufsmanager sind keine Jobvernichter.“ Vielmehr sei der Einkauf ein gewinnbringendes Geschäft, das Unternehmen helfe, seine Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze zu sichern. Das müsse jede Unternehmensleitung verinnerlichen. „Wenn dort kein tiefes Verständnis für die Bedeutung des Einkaufs herrscht, hat diese Abteilung erst gar keine Chance.“

Wie eine Einkaufsabteilung mit den neuen Anforderungen fertig werde, hänge zum großen Teil von der Qualifikation der einzelnen Mitarbeiter ab: „Allen Trendbewegungen zum Generalisten zum Trotz: In den einzelnen Etappen brauchen wir Spezialisten.“ Ein Einkäufer werde immer in der Rolle des Verhandlungspartners sein, müsse aber vielfach andere Schwerpunkte setzen und für die jeweilige neue Aufgabe eine entsprechende Qualifikation mitbringen. Unternehmen sollten hier laut Reinelt auf Arbeitsteilung setzen. Sein Appell an die Teilnehmer des Forums: „Rüsten Sie Ihren Einkauf quantitativ als auch qualitativ aus!“ Miele bedient sich, um ein Sollprofil zu definieren, eines Kompetenzmodells, das sowohl die persönliche, soziale, methodische als auch die fachliche Kompetenz abbildet. Angestellten, die dieses Sollprofil nicht erfüllen, werden bei entsprechender Vorbildung und Eignung weiter qualifiziert.

Der Einkauf rückt nicht nur bei Miele an vorderste Front: Manfred Ohlms, Group Vice President Purchasing bei Süd-Chemie, attestierte dem Einkauf in seinem Vortrag eine starke Ausstrahlwirkung auf das Unternehmen: „Der Einkauf muss sich verändern, damit das Unternehmen sich verändert.“ Damit sei auch eine große Verantwortung verbunden: Der Einkauf müsse organisatorisch, strategisch und inhaltlich für einen integrativen Ansatz aufgestellt sein und früh durch funktionsübergreifende Projekte integriert werden. Für das Einkaufsmanagement von morgen hat Ohlms eine klare Vision: „Wenn der Einkauf zunehmend als Geschäftspartner aller Unternehmensbereiche gesehen wird und er konsequent Wertbeiträge generiert oder diese steigert, dann ist die Verankerung in die Unternehmensspitze die einzig logische Konsequenz.“

Auf dem 13. IIR Einkaufsleiterforum EPCON informierten sich am 28. und 29. März 2007 mehr als 130 Fach- und Führungskräfte über die neuen Entwicklungen und Trends in der Beschaffung. Zu den Referenten gehörten Einkaufs- und Logistikexperten von ZF Friedrichshafen, Siemens VDO Automotive, Microsoft, T-Systems, Audi, Linde, Axel Springer, Deutsche Telekom, Volkswagen und Deutsche Lufthansa.

Die Tagungsunterlagen sind beim Veranstalter, der IIR Deutschland GmbH, erhältlich.

Das nächste Einkaufsleiterforum EPCON findet vom 26. bis 27. März 2008 in Wiesbaden statt.

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Romy König IIR Deutschland GmbH

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