MEDICA 2001: Aussteller machen große Fortschritte auf dem Weg hin zur digitalen Visite und der papierlosen Patientenakte

In Düsseldorf ist modernes Kommunikationsnetzwerkes zwischen Praxen und Kliniken bereits erfolgreich gestartet

So wie sich im privaten Bereich nach und nach digitale Aufnahme-, Speicher- und Kommunikationsverfahren in Bild und Ton durchsetzen, setzt auch die Medizin mehr und mehr auf Bits und Bytes. Während zuhause oftmals die „Spielerei“ mit den neuen Medien im Vordergrund steht, ergibt sich in Krankenhäusern und Praxen eine messbare Steigerung in der Qualität der Patientenbetreuung einhergehend mit einer deutlichen Effizienzsteigerung. Auf der weltgrößten Medizinmesse MEDICA, die vom 21. bis 24. November in Düsseldorf mit ca. 3.600 Ausstellern wieder das Messegelände in das internationale „Mekka“ der Experten aus Praxis und Krankenhaus verwandelt, zeigen Unternehmen u. a. vielversprechende Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Telemedizin sowie der medizinischen Informations- und Kommunikationssysteme.

Aktueller Trend: Nachdem die digital arbeitenden Computer- und Kernspintomographen bereits weit verbreitet sind und auch die Digitalisierung des normalen Röntgens sowie der Mammographie voranschreitet, geht es derzeit um die Wege zur Anlage einer komplett digitalen Patientenakte. Die Ziele dabei sind klar: detailiertere Befunde, Verbesserung der Kommunikationsabläufe und des Meinungsaustausches via Datenleitung, bequemere Langzeitarchivierung, vereinfachter Zugriff auf Patienteninformationen sowie Vermeidung von kostenaufwändiger mehrfacher Datengewinnung und -speicherung.

Kommunikation digital – in Düsseldorf hat Zukunft bereits begonnen

In Düsseldorf ist ein digitales Netzwerk von Experten unter Anwendung der digitalen Patientenakte bereits in Teilen an den Start gegangen. Dort betreibt das Telekommunikationsunternehmen ISIS ein Medizin-Kommunikationsnetzwerk, in dem in 2.400facher ISDN-Geschwindigkeit (ATM-Frame-Relay mit 155 Mbit/s) digitalisierte Röntgenbilder, elektronische Patientenakten und Diagnosen übermittelt werden können. Das Röntgeninstitut Grafenberger Allee und Kaiserswerther Straße (Dr. Wolfgang Stork & Partner) bildet als optimal ausgestattete Praxis für diagnostische Radiologie das Rückgrat des Netzwerks. Über Glasfaser angeschlossen sind acht Standorte, darunter drei Krankenhäuser und fünf radiologische Praxen. Als eine von wenigen voll digitalisierten Praxen in der Bundesrepublik bietet das Institut von Dr. Stork alle Möglichkeiten der modernen Datensammlung und -auswertung. Daher bot sich sogar der Erwerb eines digitalen Mammographiegerätes an, das in Kooperation mit zwei weiteren Radiologen eingesetzt wird und schon kurz nach der Inbetriebnahme weitgehend ausgelastet ist.

Denn die Vorteile des digitalisierten Verfahrens liegen auf der Hand: Nicht nur die Diagnosedaten sind präziser als bei normalen Aufnahmeverfahren, auch in der Kommunikation mit anderen Ärzten ergeben sich zentrale Mehrwerte: „Wir können die behandelnden Kollegen dank digitaler Bearbeitungsmöglichkeiten sehr viel genauer darauf hinweisen, wo beispielsweise eine Verkalkung ist oder eine sternförmige Figur. Man muss nicht mehr alles mit der Lupe suchen“, erklärt Dr. Stork. Neu an „isiMED“, dem in Düsseldorf realisierten medizinischen Kommunikationsnetzwerk, sind vor allem der Dienstleistungsumfang und die regionale Vernetzung auf Basis einer schnellen Telekommunikationsplattform. Röntgenaufnahmen, Blutgruppeninformationen, Labordaten, Impfungen, Operations-dokumentationen u. v. m. müssen auch nicht mehr doppelt oder mehrfach erstellt werden, sondern können künftig als elektronische Patientenakte ortsübergreifend mit Hilfe des Netzwerkes vom jeweils beteiligten Anwender abgerufen werden. An dem Düsseldorfer Projekt beteiligt sind anbieterseitig neben der Telekommunikationsfirma auch Spezial-unternehmen für medizinische Software- und Systemarchitektur (SECANET und TELEPAXX).

Auf Übertragungsstandard und Sicherheit kommt es an

A und O der zeitgemäßen digitalen Kommunikation sind einheitliche Standards. So wie seinerzeit die PAL-Norm dem Farbfernsehen zum Durchbruch verhalf, so geht es in der Medizin nichts ohne den DICOM-Standard, der in amerikanischen Militärhospitälern bereits weit verbreitet ist (Digital Imaging and Communications in Medicine). Er setzt Maßstäbe in Hinsicht auf Bearbeitung, Verbreitung und Archivierung digitaler Medizindaten. Wer in Deutschland digitale Bilder archiviert und eben auch später mit anderen Dienstleistern des Gesundheitswesens austauschen will, arbeitet in der Regel mit DICOM. In Düsseldorf wird derzeit vielfach auf diesen Standard umgestellt. So auch im Krankenhaus in Düsseldorf-Gerresheim. Dort ist die Umrüstung der Netzwerkinfrastruktur mit Blick auf das angestrebte digitale Röntgen-Informations-System (RIS) bereits angegangen worden – eine Maßnahme, die aber ohnehin jeder Einrichtung ins Haus steht, die noch über herkömmliche Leitungen kommuniziert. Aus der statischen LAN-Struktur (Local Area Network) mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 10 Mbit/s wurde ein flexibles Hausnetzwerk mit der zehnfachen Bandbreite ausgestaltet. Der Zweitstandort des Krankenhauses in Düsseldorf-Benrath erhielt im Zuge der 400.000 DM teuren Modernisierung sogar eine 1 Gigabit-Festverbindung mit dem Gebäude in Gerresheim, was praktisch für Datenkommunikation in Echtzeit sorgt. Ganz so schnell geht die Datenübertragung mit anderen Teilnehmern des Medizinnetzes in Düsseldorf nicht, dafür aber unkompliziert und sicher per „Medical Mail“. Dieses Verfahren arbeitet wie normale Email-Verfahren web-basiert. Jedoch werden Befunde, Bilder und Laborwerte nach allen erforderlichen Sicherheitsmechanismen verschlüsselt übertragen und sie werden zugleich auch automatisch in das beim Empfänger benötigte medizinische Datenaustauschformat umgewandelt. Die Daten können nur vom autorisierten Personen geöffnet werden.

MEDICA-Aussteller zeigen die Optimierung der Kliniklogistik

Wer sich Ende November auf der die Medizinmesse MEDICA unter den Ausstellern des Themensegments der Informations- und Kommunikations-technologie umschaut, wird sich davon überzeugen können, dass nicht nur die digitale medizinische Kommunikation weit fortgeschritten ist. Auch der Weg zur digitalen Visite als bisherige Vision steht kurz vor der Vollendung. Zukünftig tritt das Behandlungspersonal mit Notebook ausgerüstet an das Patientenbett und kann auf einem portablen Bildschirm durch Aufruf der Patientenakte, das Bild der Lunge oder des Knochenbruchs betrachten und nachher die Verordnung eingegeben – gänzlich ohne Papier. Präsentiert werden auf der MEDICA sogar drahtlose Kommunikationsnetzwerke für Kliniken, bei denen der Arzt noch nicht einmal vor der Visite die Daten auf seinen Laptop aufspielen muss. Dank eines drahtlosen lokalen Netzwerkes mit Sende- und Empfangsstationen an mehreren Stellen der Klinik bleibt der Arzt mit seinem inklusive einer Miniantenne ausgestatteten Notebook während der gesamten Visite-Route online. Alle Veränderungen an der Patientenakte, die sich während der Visite ergeben, werden damit automatisch im Hauptdokument des Zentralspeichers abgespeichert und stehen von dort aus jedem anderen Arzt der Klinik stets auf dem aktuellen Stand zur Verfügung.

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Martin-Ulf Koch ots

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